Ein Plädoyer für das Ehrenamt

von Redaktion

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt besucht Familienzentrum in Haag

Haag – Das hätte sich das Anfang vergangenen Jahres in Haag neu eingerichtete Familienzentrum wohl nicht träumen lassen: Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (BRK), war auf Einladung des CSU-Bundestagskandidaten Stephan Mayer (MdB) persönlich in die Marktgemeinde gekommen. So konnten ihr die Verantwortlichen zeigen, was in Haag und im Kreisverband Mühldorf alles in aktiver Zusammenarbeit von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen im Bereich sozialer Arbeit geleistet wird.

Einblick in
Arbeit an der Basis

Altlandrat und Vorstandsvorsitzender des BRK im Landkreis Mühldorf, Georg Huber, betonte, der Besuch von Hasselfeldt belege die Wertschätzung für die haupt- und insbesondere die ehrenamtliche Tätigkeit an der Basis. Man rufe oft schnell nach dem Staat, der sich kümmern solle, aber es sei auch wichtig, Eigeninitiative zu entwickeln und, wenn möglich, auch selbst mit anzupacken. Insofern verstehe er die heutige Zusammenkunft ausdrücklich als Werbeveranstaltung für das Ehrenamt, erklärte Huber.

Christina Zeiler, die als Referentin des BRK für Wohlfahrtspflege und Sozialarbeit im Landkreis Mühldorf auch für den Familienstützpunkt zuständig ist, stellte das Haus mit seinem vielfältigen Angebot vor, das von der Kinderbetreuung bis zur Beratung der Angehörigen von Demenzkranken reicht. Allen Altersgruppen wird ein Anlaufpunkt angeboten, der von der Netzwerkbildung über soziale Unterstützung bis zur Hilfe zur Selbsthilfe diene. Das Zentrum habe inzwischen am neuen Ort gut Fuß gefasst und werde gerne angenommen, so Zeiler. Besonderes Interesse bei den Anwesenden weckte ein als Beispiel gezeigter „Notfallkoffer für den Trauerfall“, der dann zum Einsatz kommen kann, wenn Oma oder Opa oder ein anderer naher Familienangehöriger stirbt. Geeignetes Material für alle Betroffenen ist enthalten, bis hin zur selbst genähten Puppe, die zum Trost der Kleinen bei der Familie verbleiben soll.

Martina Wastlhuber, Integrationslotsin und Ehrenamtskoordinatorin Asyl, berichtete von ihren zahlreichen Aktivitäten im Landkreis, vor allem von den Geflüchteten, die hier aus verschiedenen Gründen noch keine Arbeit aufnehmen könnten, aber trotzdem der Gesellschaft, die sie aufgenommen habe, etwas zurückgeben und nicht untätig zu Hause sitzen wollten. 33 Geflüchtete habe sie im vergangenen Jahr erfolgreich in ein Ehrenamt einführen können.

Ein bis zwei Gespräche mit Interessierten habe sie inzwischen pro Woche, wobei auch die bereits erfolgreich Vermittelten weiter betreut werden müssten, da sie gelegentlich an ihre Grenzen kämen und nicht überall nur auf Offenheit und Wohlwollen stoßen würden. Darüber hinaus stehe für 2025 ein großes und breit gefächertes Angebot an Vorträgen und Workshops im Sinne der Integration auf dem Programm, erklärte Wastlhuber.

Bürgermeisterin Sissi Schätz unterstrich die Bedeutung des Anfang 2024 neu eingerichteten und erfolgreichen Familienstützpunktes. Einen entsprechenden Verein habe es in Haag schon länger gegeben, doch aus personellen Gründen sei diese Tradition in Gefahr gewesen. Stolz berichtete sie, wie es gelungen ist, die Kontinuität zu wahren. Man habe die grundlegende Organisation in die Hände der „Profis“ vom BRK gelegt. Der Gemeinderat habe sich davon überzeugen lassen, dass die Anmietung des Gebäudes und dessen Renovierung sowie seine zweckgemäße Ausstattung gut angelegtes Geld seien. Damit sei eine gesicherte Anlaufstelle als Basis für die Fortsetzung auch der ehrenamtlichen Aktivitäten gegeben.

Ilse Preisinger-Sontag unterstrich als stellvertretende Landrätin das generell gute Funktionieren der ehrenamtlichen Netzwerke im Landkreis Mühldorf. Gerda Hasselfeldt zeigte sich diesbezüglich überzeugt: Die Basis ist der Ort, wo die eigentliche Arbeit für den Menschen stattfindet.“ Das Verstehen der oft auch regional recht unterschiedlichen sozialen Prozesse und Gegebenheiten an der Basis sei ihr daher sehr wichtig. In jedem Fall sei man aber „auf die Kreativität der Ehrenamtlichen angewiesen“, die „Verzahnung zwischen Profis und Ehrenamtlichen“ sei überall sehr wichtig.

Sie werde die Anregungen und Wünsche der Vorrednerinnen und Vorredner mitnehmen und sich darum bemühen, dass es für Geflüchtete durch Möglichkeiten der Entfristung leichter werde, in ein stabiles Dauerarbeitsverhältnis zu kommen. Und auch bei der Finanzierung sei mehr Kontinuität und Nachhaltigkeit gefragt.

Nicht nach
einem Jahr vorbei

Sie könne gut nachvollziehen, dass man von der projektorientierten Einzelförderung weg wolle und sich eine gesicherte langfristige Finanzierung wünsche. Integrationsberatung und -betreuung seien nicht nach einem Jahr vorbei, bestätigte auch Preisinger-Sontag.

Hasselfeldt berichtete, dass sie zu ihrer Freude immer wieder erlebe, wie jemand „von der Attraktivität des Ehrenamts regelrecht infiziert“ werde. Man bekomme oft viel Dankbarkeit und ganz unmittelbares positives Feedback zurück. Umso trauriger sei es, wenn Ehrenamtliche zum Ziel von Beleidigungen oder gar Angriffen würden.

Trotzdem ihr Plädoyer, dass „jeder an seiner Stelle seine soziale Verantwortung aktiv wahrnehmen möge, auch im Sinne von guter Zusammenarbeit und Vernetzung.“ Dafür habe sie beim Besuch im Familienzentrum in Haag ein gutes Beispiel erlebt.

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