Zeitenwende im Wasserburger Stadtrat: Vielen Mitgliedern war das Unbehagen deutlich anzumerken, als es darum ging, bis zu einer halben Million Euro für den Umzug der kunsthistorischen Sammlungen ins neue Depot zu beschließen. Die Haushaltslage ist angespannt, die Bundestagswahl hat gezeigt, dass auch in der Innstadt viel Unzufriedenheit mit der Politik herrscht. Viele Stadträte schienen im Hintergrund schon das Gemaule zu hören: „Für so was habt ihr Geld, für unsere Bedürfnisse aber nicht.“
In diesen Zeiten, in denen Populisten die „sozialen“ Netzwerke in der Hand haben und komplexe Themen gerne vereinfachen, um Stimmung zu machen, ist dem Stadtrat die Entscheidung für den Umzug schwergefallen. Doch er hat den Beschluss gut begründet. Die 500000 Euro sind der maximale Kostenrahmen, die Investitionen werden über mindestens vier Jahre gestreckt. Gibt die Haushaltslage die Finanzierung nicht her, wird gestrichen oder pausiert. Außerdem winken Fördermittel.
Es geht also mit Augenmaß an die Aufgabe. Außerdem: Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer ein Depot baut, muss es auch in Betrieb nehmen. Sonst wären die vier Millionen, die die Stadt nach 15-jähriger Debatte in das Gebäude gesteckt hat, eine noch größere Fehlinvestition gewesen als der nun folgende Um- und Einzug der Objekte.
Zudem geht es um mehr, als nur darum, „alte Schinken“ sicher aufzubewahren: Wasserburg hat eine reiche Geschichte und eine der wertvollsten kunsthistorischen Sammlungen im Freistaat. Dies ist ein Schatz, der mit Geld nicht zu bezahlen ist. Er hält die Vergangenheit wach, aus der wir für die Gegenwart und Zukunft lernen können. Das ist ebenfalls sehr wichtig in diesen schwierigen Zeiten.