Griesstätt – Fassungslosigkeit in Griesstätt: Auch Bürgermeister Robert Aßmus ist der Schock über das Geschehen auf einem Hof in der Gemeinde deutlich anzumerken. Er will sich zu dem Fall nicht äußern, auch weil er die genauen Hintergründe noch nicht kennt. „Derzeit sind viele Gerüchte im Umlauf, daran werde ich mich nicht beteiligen.“ Nur so viel: „Man hofft als Bürgermeister immer, dass so etwas in der eigenen Gemeinde nicht passiert.“
Aufklärung ist nun Sache der Behörden
Griesstätt sei trotz der Tatsache, dass auch hier in den vergangenen Jahren viele landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben hätten, nach wie vor sehr ländlich geprägt. „Wir haben mehrere tolle Vorzeigebetriebe“, findet Aßmus. Von Problemen, wie sie anscheinend auf dem Hof vorherrschten, auf dem die 16 toten Rinder und Schafe gefunden wurden, habe er nichts gewusst. „Jetzt gilt es, die Sache in aller Ruhe aufzuarbeiten“, fordert er.
So sieht es auch der Kreisobmann der Bauern, Josef Andres aus Pfaffing. „Die Aufklärung ist Sache der Behörden. An Spekulationen beteiligen wir uns nicht.“ Er hat selber keine Informationen zum Griesstätter Fall, der Bauernverband müsse diesbezüglich von den zuständigen Ämtern oder Stellen auch nicht informiert werden. Trotzdem sagt Andres: „Das Geschehene geht einem ans Herz.“
„Unvorstellbar“ ist der Fall in seinen Augen angesichts „der Dichte an Kontrollen auf unseren Höfen.“ Der Betrieb von Andres und Sohn beispielsweise hat sich einem Qualitätssicherungssystem angeschlossen, bei dem die Einhaltung der Hygiene-, Produkt- und Betriebshygiene überprüft werde. So auch am Morgen des 27. März, als die Redaktion den Kreisobmann der Bauern daheim am Telefon antraf: Die Kontrolleure hätten sich nur wenige Stunden zuvor auf dem Hof angemeldet. QM- oder QS-Zertifizierungen seien in der Regel notwendig, um die Milch an Molkereien verkaufen zu können.
Wieso ist die Situation auf dem Hof in Griesstätt deshalb erst jetzt aufgefallen? Anlass für die Tierschutzkontrolle durch das Veterinäramt war laut Staatsanwaltschaft Traunstein eine anonyme Anzeige.
Kontrolle folgt auf anonyme Anzeige
Sie sorgte dafür, dass zwei Mitarbeiterinnen des Veterinäramts die Räumlichkeiten auf Missstände bei der Tierhaltung durchsuchten. Und fündig wurde: 14 Rinder waren tot, drei Schafe ebenfalls verendet, drei weitere Rinder mussten laut Staatsanwaltschaft „aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes eingeschläfert werden.“ Die Todesursache erforscht nun das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
War der Hof schon vorher aufgefallen? Auf Anfrage teilt das Landratsamt dazu mit: „Der betroffene Betrieb wurde in den vergangenen Jahren mehrmals kontrolliert, zuletzt am 31. Mai 2023. Die im Rahmen der vorangegangenen Kontrollen festgestellten Mängel wurden durch den Tierhalter fristgerecht abgestellt. Bei den beiden zuletzt durchgeführten Kontrollen, beide im Jahr 2023, wurden keine Verstöße festgestellt.“
Kontrollen der Veterinärverwaltung würden in der Regel unangekündigt und anlassbezogen durchgeführt. Dabei werde die gesamte Tierhaltung auf die Einhaltung der einschlägigen veterinärrechtlichen Vorgaben überprüft. Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Traunstein könne die Behörde jedoch keine Aussage bezüglich eines möglichen Haltungsverbots treffen. „Vonseiten des Veterinäramts wird für den Betrieb ein Haltungs- und Betreuungsverbot angestrebt. Ein solches Verbot wird Gegenstand des Gerichtsverfahrens sein.“