„Viel mehr als Hinterhofschlägerei“

von Redaktion

Zwischen Realität und Vorstellung – Besuch bei den Haager Kickboxern

Haag – Beim TSV Haag hat mit dem Kickboxen eine neue Abteilung eröffnet und bereits einige neue Mitglieder für sich gewinnen können. Die Abteilungsleiter und Trainer Matthias Töpel und Thomas Lipinski sind begeistert.

„Durch Kickboxen würden Kopf und Geist sowie Körper und Fitness miteinander verbunden“, erklärt Töpel. Darüber hinaus werde die Körperbeherrschung trainiert, denn hier müsse „beispielsweise zwischen einem harten oder leichten Schlag“ unterschieden werden, meint Lipinski. Außerdem werde das Selbstbewusstsein durch das Training gestärkt, fügt er hinzu, daher „verbindet Kickboxen alles“.

Seit vielen Jahren
im Kampfsport aktiv

Die Abteilungsleiter müssen es wissen, denn sie kennen sich aus in diesem Sport. Töpel trainiert bereits seit zehn Jahren Kickboxen. Er habe auch einige Erfolge und Titel erkämpft, wie den mehrfachen Weltmeister oder den vierfachen Worldcup-Titel im World Martial Arts Committee (kurz: WMAC), berichtet er. Sein Kollege Lipinski ist seit 17 Jahren im Kampfsport. Zunächst habe er nur geboxt, bis er zum Kickboxen übergegangen sei. Er sei österreichischer Staatsmeister und Gewinner des World Cups im selben Verband geworden, erzählt Lipinski.

Vom Stereotyp der „sinnlosen Draufhauerei“ halten die Kickboxer nichts, denn der Sport sei „viel mehr als bloße Hinterhofschlägereien“. Der Sport vermittle auch Werte wie Respekt und Fairness, die „wir besonders der Jugend nahelegen möchten“, berichten sie. Immerhin wollten die Kampfsportler „keine Schlägertrupps ausbilden“, fügt Lipinski schmunzelnd hinzu.

Derzeit würden die Teilnehmerzahlen „nahezu explodieren“. Bereits beim ersten Schnuppertraining habe es eine überwältigende Anzahl an Interessenten gegeben, berichten die Kampfsportler. „Es war der Wahnsinn“, erzählt Lipinski, denn zum Training seien 60 Kinder und 37 Erwachsene erschienen. Von diesen haben sich innerhalb von zwei Monaten gleich 45 neue Mitglieder der Abteilung angeschlossen, so Lipinski. Dabei seien die Kickboxer eigentlich aus Zufall nach Haag gekommen, erzählt Töpel schmunzelnd. Sein Team habe einen Verein gesucht, bei dem sie eine eigene Abteilung gründen konnten. Der TSV wollte neben Karate sein Kampfsport-Angebot ausbauen. Somit habe es dann „einfach super zusammen gepasst“.

Bis zum Ende des Jahres sollen es 60 Kickboxer werden, so das Ziel. Töpel zeigt sich optimistisch, dass dies erreicht werden kann, denn: Die Masse an Interessenten sei überwältigend, trotz des „großen Angebots von Kickbox-Schulen in der Nähe“, erklärt Töpel. „Der Sport ist populär“, erklärt er. Darüber hinaus sei besonders der Anstieg der Frauen im Kickboxen spürbar, bemerkt er, was seiner Meinung nach „mit dem Wandel der Gesellschaft“ zusammenhänge. Ein Vorteil außerdem: Um diesen Kampfsport zu trainieren, bräuchten Anfänger keinerlei Voraussetzungen, denn „jedes Kind und jeder Rentner“ auf einem beliebigen Fitnessstand könne anfangen, so Töpel. Neulinge könnten sich allerdings oft wenig unter einem Kickbox-Training vorstellen, deswegen dürften Interessenten bis zu drei Probetrainings mitmachen. Hier sollen sie erste Eindrücke sammeln und entscheiden können, „ob das jetzt etwas für mich ist oder nicht“, erzählt Töpel.

Auch aufwendige Gerätschaften brauche es nicht, um diesen Sport zu machen. Jeder Sportler benötige nur seine eigene Schutzausrüstung, erklärt Töpel. Diese umfasst Handschuhe, Schienbein- und Fußschoner und einen Mundschutz. Das sei aber „eine einmalige Investition“, führt er weiter aus. Für das erste Schnuppertraining werde keine Ausrüstung vorausgesetzt, denn „wir haben genügend Handschuhe da“, so Töpel.

Zum Gründerteam der neuen Gruppe gehören neben den Abteilungsleitern auch Martina Töpel und Jasmin Mastrantonio, die ebenfalls Spezialisten im Kickboxen sind.

Besonders fallen die Sportler aus Haag aber mit ihrer Kleidung auf. Üblicherweise würden Kickboxvereine die Farbe Schwarz für ihre Vereinskleidung wählen, sie haben sich aber für Gelb entschieden. Besonders bei Wettkämpfen steche die Farbe heraus, denn „unter einer Menge von Leuten erkennt man uns immer noch“, führt Töpel weiter aus. Bewiesen haben die Haager dies schon bei der bayerischen Meisterschaft in Dorfen. Hier konnte der TSV Haag zweimal den Vizemeister, einmal den vierten Platz holen sowie einen erfolgreichen Wettkampf bestreiten.

In Zukunft Kurs für
Selbstverteidigung

Neben Kickboxen, soll es aber demnächst auch andere Kurse im Bereich Kampfsport geben. Eines der nächsten Projekte sei ein Selbstverteidigungs-Lehrgang, erzählt Töpel. Dieses Projekt hätten die Kampfsportler schon länger im Hinterkopf gehabt, aber „bisher noch nicht realisiert“. Hier ist jeder willkommen, aber „der Kurs wird sich eher an Frauen richten“. Allerdings soll hier die Teilnehmerzahl begrenzt sein, damit die Trainer die Gruppe ausreichend betreuen können, erklärt er.

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