Wasserburg – Früher war es noch einfacher, ein Eigenheim zu bauen oder zu erwerben. Heute wird das Haus zum Luxusobjekt, das sich viele nicht mehr leisten können und wollen. Wie es trotzdem klappen kann, darüber spricht Georg Friedrich, Mitglied des Landesvorstands beim Eigenheimer-Verband Bayern, bei der Mitgliederversammlung des Wasserburger Vereins am Freitag, 11. April, 19 Uhr im Gasthof Höhensteiger in Eiselfing. Im Interview erklärt er, wie der Eigenheimer-Verband Bayern hilft und was seine Kernforderungen sind.
Der Siedlerverein Reitmehring hat sich vor Kurzem aufgelöst. Auch viele Eigenheimer-Ortsvereine kämpfen ums Überleben. Wie kann das sein in Zeiten, in denen das Wohnen im Eigentum als Altersvorsorge eigentlich einen großen Stellenwert haben müsste?
Das ist ein Trend, der sich nicht nur in den Eigenheimervereinen abzeichnet. Viele Vereine finden keine Nachfolger im Vorstand mehr, die Mitglieder wollen sich im Verein nicht engagieren und so müssen Vereine (obwohl sie eigentlich viele Mitglieder haben) oftmals aufgelöst werden.
Weniger als die Hälfte der Deutschen leben in einer eigenen Immobilie. In Europa gibt es kaum ein Land, in dem so viele zur Miete wohnen wie in Deutschland. Warum ist das so?
Neben den gestiegenen Preisen für Grundstück und Haus, sowie den gestiegenen Zinsen für Baudarlehen sind es vor allem bürokratische Hürden und Auflagen, die davor abschrecken, ein Haus zu bauen oder zu kaufen. Hinzu kommen vielfältige Steuern (Grundsteuer etc.), die in den letzten Jahren ebenfalls gestiegen sind.
Ein Eigenheim zu bauen oder zu erwerben, wird in der Tat seit Jahren immer schwieriger. Es ist ein finanzieller Kraftakt, den viele nicht mehr stemmen können oder wollen. Was muss geschehen, damit Anschaffung und Erhalt eines Hauses oder einer Wohnung wieder bezahlbar werden?
Neben Unterstützungen durch den Staat müssen vor allem die Bürokratie und die Bauzusatzkosten (Grunderwerbssteuer, Notargebühren beispielsweise) deutlich heruntergefahren werden.
Wie unterstützt der Eigenheimverband Bürger, die ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder bauen möchten? Welche Hilfen gibt es?
Wir bieten in unserer Eigenheimer-Akademie Seminare zum Hauskauf, zur Wärmepumpe und weiteren Themen an. Wir haben verschiedene Versicherungen (zum Beispiele eine Haus- und Grundstückshaftpflichtversicherung und Bauherrenhaftpflichtversicherung) in unserem Beitrag inkludiert und geben Hinweise zu Gartenfachberatern und anderen Dienstleistern, die helfen können.
Die Grundsteuer-Reform hat vielerorts für große Verwerfungen und Verärgerung gesorgt. Hat die Änderung dem Versuch, die Eigenheimquote zu erhöhen, nicht einen Bärendienst erwiesen?
Zur Reform der Grundsteuerberechnung war der Gesetzgeber aufgerufen, nachdem das Bundesverfassungsgericht die bisherige Berechnung für verfassungswidrig erklärt hatte, die mit veralteten Einheitswerten operiert hatte. In Bayern ist seitdem die Fläche von Grund und Gebäude ausschlaggebend für die Höhe der Grundsteuer. Dies belastet Eigenheimer naturgemäß eher als Wohnungseigentümer, deren Steuerschuld dadurch oftmals gesunken ist. Sobald jedoch ein Mieter vorhanden ist, der sich im Mietvertrag zur Übernahme von Betriebskosten verpflichtet hat, kann die Grundsteuer im Einzelfall bis zu 100 Prozent auf diesen umlegbar sein. Daher verbieten sich pauschale Prognosen. Einen wesentlich höheren Einfluss auf die Eigenheimquote dürfte die Entwicklung der Baukosten haben.
Was raten Sie allen, die mit dem neuen Grundsteuerbescheid nicht zufrieden sind?
Der Grundsteuerbescheid der Gemeinde klärt in seiner Rechtsbehelfsbelehrung über die Möglichkeiten auf, gegen diesen vorzugehen. Abgesehen von der Rechtsbehelfsfrist, die in vielen Fällen verstrichen sein dürfte, sind die Erfolgsaussichten eines Vorgehens gegen den Grundsteuerbescheid der Gemeinde fraglich. Die Gemeinde ist nur zuständig für die Festlegung eines Hebesatzes, mit dem der vom Finanzamt ermittelte Grundsteuermessbetrag zur Errechnung der Grundsteuer multipliziert wird. Es gibt jedoch keinen gesetzlichen Höchsthebesatz. Vor diesem Hintergrund könnte ein gemeindlicher Hebesatz nur bei Annahme von Willkür oder Erdrosselungswirkung rechtswidrig sein. Das ist praktisch ausgeschlossen.
Ein aktuelles Problem sind auch Einfamilienhäuser mit großen Grundstücken, deren Eigentümer alt werden und mit dem Erhalt sowie der Pflege des Anwesens überfordert sind. Was raten Sie Betroffenen?
Ein paar Beispiele: die Bepflanzung verändern: einfache Pflanzstrukturen, die keine große Pflege beanspruchen auswählen. Teilverkauf des Grundstückes an nahe Verwandte und Bau eines Fertighauses auf dem Grundstück.
Wenn das Grundstück einen Straßenzugang gibt, könnte auch ein Hof mit Freiplätzen oder Garagen vorbereitet werden.
Als Mitglied des Landesvorstands sind Sie sicherlich selber Eigenheimbesitzer. Wann haben Sie gebaut oder gekauft und warum? Welche Bedeutung hat das eigene Heim für Sie?
Aus Überzeugung, dass es eine Sicherheit für uns und unsere Familie ist, haben wir vor über 40 Jahren ein Haus gekauft. Ich denke, es war die beste Entscheidung, in ein Eigenheim zu investieren, damit wir jetzt im Ruhestand unser Leben ohne Miete genießen können. Das bedeutet für mich in erster Linie Sicherheit, unkündbar und sorgenfrei wohnen zu können. Interview: Heike Duczek