Wasserburg – „Es ist vielleicht ein abgedroschener Spruch, aber in unserem Fall ist er wahr“, sagt Markus Steinmaßl, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Wasserburg, „in Wasserburg und der Gegend kann man sicher leben.“ Steinmaßl und seine Mitarbeiter betreuen den gesamten Rosenheimer Teil des Altlandkreises Wasserburg, also Albaching, Amerang, Babensham, Edling, Eiselfing, Griesstätt, Pfaffing, Ramerberg, Rott, Schonstett, Soyen und eben Wasserburg. Insgesamt sind sie also zuständig für rund 47200 Einwohner und diese scheinen im vergangenen Jahr brav gewesen zu sein.
Cannabis-Gesetz
verfälscht Statistik
1139 Straftaten verzeichnete die Wasserburger Polizei im Jahr 2024, ein Rückgang von etwa 210 Straftaten beziehungsweise um 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Grundsätzlich ein erfreulicher Wert, wie auch Steinmaßl findet. Kleines Manko allerdings: Das neue Cannabis-Gesetz verfälscht die Statistik etwas. Denn im Rahmen der Rauschgiftkriminalität hatte die PI Wasserburg dieses Jahr nur 48 Fälle zu verzeichnen, 125 weniger als im Vorjahr. „Einiges, was 2023 noch kriminell war, ist im vergangenen Jahr einfach weggefallen“, sagt Steinmaßl.
Dennoch zeigt sich der Polizei-Chef zufrieden. 2413 Straftaten wurden pro 100000 Einwohner rund um Wasserburg begangen. In Bayern lag diese sogenannte Häufigkeitszahl bei 4635 Fällen pro 100000 Einwohner, im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, zuständig für die neun Landkreise zwischen Berchtesgaden, Mühldorf, Schongau und Garmisch-Partenkirchen sowie die Stadt Rosenheim lag sie bei 4611 Straftaten pro 100000 Einwohner.
Rohheitsdelikte sinken
Die Rohheitsdelikte, also klassische Gewaltdelikte wie Körperverletzung oder Straftaten gegen die persönliche Freiheit, wie Nötigung, Bedrohung oder auch Stalking sind von 297 Fällen im Jahr 2023 auf 257 im Jahr 2024 Fälle zurückgegangen. Auch das, wie Steinmaßl findet, ein „erfreulicher mittlerer Wert“. Von den 257 Straftaten entfielen im Übrigen 65 auf den Bereich der häuslichen Gewalt. Eine Zahl, die, wie die Statistik zeigt, in den vergangenen fünf Jahren weitgehend konstant geblieben ist.
Auch die Sexualstraftaten nahmen 2024 ab. Die Zahl der Anzeigen sank hier von 60 auf 55. Ganze 30 Fälle davon betrafen die Verbreitung von pornografischen Inhalten. Im Jahr 2023 hatte die PI hier noch 19 Fälle zu verzeichnen. Ein Anstieg, der laut Steinmaßl bundesweit zu sehen ist. „Bei uns ist er sogar noch relativ niedrig.“
Ein weiteres Feld, bei dem die PI Wasserburg im Jahr 2024 einen Anstieg der Straftaten verzeichnete, waren die Diebstähle. Diese stiegen leicht um 1,7 Prozent von 242 auf 246 Fälle. Besonders stiegen dabei die Fälle des schweren Diebstahls, also Straftaten, bei denen beispielsweise Schlösser aufgebrochen wurden. Hier erhöhte sich die Anzahl von 61 auf 75 Fälle, also um 23 Prozent. Zwölfmal wurde dabei versucht, in Wohnhäuser einzubrechen, wobei es bei acht Einbrüchen beim Versuch blieb. In den Jahren 2023 und 2022 waren es noch sieben Wohnungseinbrüche gewesen. „Einen Trend können wir hier aber nicht feststellen“, sagt Steinmaßl. Wobei es trotzdem ein Feld sei, auf das die PI Wasserburg ihr Augenmerk lege. Nicht nur, weil der finanzielle Schaden oft groß sei, sondern die Betroffenen sehr unter den Taten leiden würden und das Sicherheitsgefühl oft nachhaltig geschädigt werde.
Einen Anstieg hatte die PI Wasserburg auch bei Diebstählen oder Einbrüchen in Warenhäusern oder Kiosken zu verzeichnen. 47-mal kam es hier zum klassischen Ladendiebstahl (2023: 41 Fälle), 16-mal zu einem schweren Diebstahl. Im vergangenen Jahr hatte die PI Wasserburg hier noch acht Fälle verzeichnet. Hintergrund für den Anstieg: Eine Einbruchserie in unterschiedlichen Hofläden, wie Steinmaßl erläutert. Diese Fälle seien aber inzwischen aufgeklärt.
Grundsätzlich zeigt sich der Polizei-Chef sehr zufrieden mit der Aufklärungsquote seiner Mitarbeiter. „Hier ist wirklich Lob angebracht“, sagt Seinmaßl. Denn trotz geringerer Anzahl der Straftaten sei diese zum wiederholten Mal in Folge gestiegen, sodass die PI Wasserburg nun auf eine stolze Aufklärungsquote von 73,5 Prozent blicken kann. Im Vorjahr lag diese noch bei 70,3 Prozent. 837 von 1139 Straftaten konnten somit von den Wasserburger Beamten aufgeklärt werden.
Insgesamt konnte die PI Wasserburg damit 765 Tatverdächtige ermitteln (2023: 799), wobei 591 davon männlich und 174 weiblich waren. Mit einem Anteil von 81,6 Prozent waren die meisten Tatverdächtigen Erwachsene. 72,6 Prozent, also 555 Tatverdächtige waren deutsch. 210 oder 27,4 Prozent stammten aus dem Ausland, wobei hier laut Steinmaßl zu berücksichtigen sei, dass auch ausländerspezifische Delikte, wie eine Einreise ohne Genehmigung oder Ähnliches mit in die Statistik einfließen. Von den ausländischen Tatverdächtigen stammte mit 33 Personen der Großteil aus der Ukraine, gefolgt von der Türkei mit 23 Tatverdächtigen.
Viel Arbeit bereitete der PI Wasserburg erneut der Verkehr. 1395 Verkehrsunfälle ereigneten sich in der Wasserburger Region. Im Jahr 2023 waren es noch 1468. „Verkehr ist allerdings auch stark wetterabhängig. Bei Jahren mit starken Wintereinbrüchen oder sehr schönen Sommern kommt es immer zu mehr Unfällen“, so Steinmaßl.
Grundsätzlich habe die PI Wasserburg aber jedes Jahr ein vergleichsweise hohes Niveau an Unfällen. Das liege vor allem an der hohen Verkehrsdichte in der Region. „Die beiden Bundesstraßen machen sehr viel aus“, erklärt er. Es gebe viel Pendler- und Durchgangsverkehr in die Richtungen Rosenheim und München, aber auch nach Berchtesgaden oder ins Chiemgau. Entsprechend gebe es auch wie in der gesamten Region Südostbayern viel Ausflugsverkehr.
Fehler beim
Abbiegen
Verursacht wurden die meisten Unfälle durch Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren (17 Prozent) sowie die Missachtung der Vorfahrt (sieben Prozent). Zu 21 Unfällen kam es unter Einfluss von Alkohol.
Glücklicherweise verblieb es aber beim Großteil der Unfälle bei einem Blechschaden. 874 endeten glimpflich (2023: 961). Bei 182 Unfällen wurden Personen verletzt (2023: 182). Insgesamt lag die Anzahl der Verletzten bei 252 Personen, und damit bei 41 weniger als noch im vergangenen Jahr. Allerdings gab es, wie schon 2023, wieder sechs Todesopfer. „Und jeder Tote ist einer zu viel“, so Steinmaßl. Insgesamt zeigt sich Wasserburgs Polizei-Chef aber dennoch zufrieden. Die Gegend sei sicher. Es lasse sich gut leben in Region.