Schnaitsee – Idyllisch gelegen direkt am Feldrand mit bislang unverbautem Bergblick haben drei Tiny Houses ihre Bewohner gefunden. Die kleine Siedlung am Mitterweg war am 9. Juli vor der eigentlichen Sitzung des Bauausschusses Objekt der Begierde. Im Rahmen einer Ortsbesichtigung machten sich die Mitglieder ein Bild von der Lage vor Ort.
Intelligente
Wohnlösung
Denn über kurz oder lang wird sich der Gemeinderat mit einem Antrag über weitere Tiny Houses beschäftigen müssen: In der Strudengaustraße ist auf zwei Grundstücken der Bau von sechs Stück angedacht.
Michael Köhldorfner, Geschäftsführer der gleichnamigen und in Schnaitsee ansässigen Holzbaufirma, ist voll und ganz überzeugt von dem minimalistischen Konzept des modernen Wohnbaus und stand an diesem Mittwochabend den Ausschussmitgliedern Rede und Antwort.
Er ist sicher, mit dieser „kompakten und intelligenten Wohnlösung“ könne indirekt Wohnraum geschaffen werden. Die Philosophie dahinter: Grundsätzlich bietet ein Tiny House Platz für zwei Personen, die wenig Wohnraum benötigen und kein großes Haus bewohnen möchten. Die Häuser am Mitterweg werden jeweils von einer Person bewohnt.
Die Kosten für ein Tiny House variieren stark von der Ausstattung des auf Eisenstelzen erstellten Holzwürfels: Begonnen mit der einfachsten gehaltenen Variante für rund 70000 Euro sind nach oben hin – wie so oft – keine Grenzen gesetzt.
Als sozialen Wohnbau jedoch sehen es die Schnaitseer Bauausschussmitglieder nicht. Zudem scheiden sich die Geister an rechtlichen und baulichen Vorgaben und vor allen Dingen an der Größe: Meist umfängt das Mini-Haus nicht mehr als 40 Quadratmeter. Aber: Wo fängt ein Tiny House an – und wo hört es auf?
Diese berechtigten Anliegen konnte Köhldorfner nicht aus der Welt schaffen, denn: „Einen definierten Begriff gibt es nicht. Der Antragsteller wünscht sich ein Tiny House, wir erstellen einen Entwurf, das die zulässige Wandlänge von 3,50 auf maximal 13 Meter besitzt, und platzieren es an einem genehmigten Ort mit weiteren Vorgaben, die uns das Landratsamt vorschreibt – wie beispielsweise einer limitierten Dachneigung zwischen 18 und 24 Grad.“
Erklärungen, die die Skepsis des ein oder anderen Bauausschussmitglieds nicht wirklich aus der Welt schafften und fragende Blicke zurückließen. Auch Bürgermeister Thomas Schmidinger zeigte sich nicht zu 100 Prozent glücklich über die Vorhaben in seiner Gemeinde – gerade, was die geplante Siedlung in der Strudengaustraße anbelangt.
Die Haupt-Problematik in seinen Augen: Die Tiny Houses unterscheiden sich massiv von der Bauweise in der unmittelbaren Nachbarschaft der nur wenige Jahre alten Neubausiedlung.
Auf den zwei Grundstücken in der Strudengaustraße sollen jeweils drei Tiny Houses gebaut werden. Im Detail ist eine Wohneinheit pro Haus, eine Grundfläche von maximal 80 Quadratmetern pro Gebäude sowie zwei Stellplätze pro Wohneinheit vorgesehen. Dafür müsste der Bebauungsplan für die Zulässigkeit von mehreren Einzelhäusern, für das Maß der baulichen Nutzung, für die Baugrenzen als auch für gestalterische Maßnahmen angepasst werden. Die Eigentümerin der Baugrundstücke stellte einen entsprechenden Antrag auf eine vereinfachte Änderung des Bebauungsplanes.
Die Crux: Je jünger ein Bebauungsplan, desto schwieriger eine Änderung. Diejenigen, die sich hier erst vor wenigen Jahren ihr Eigenheim verwirklicht haben, hielten sich alle an die gemeindlich vorgegebene Satzung.
„Grundlegend ist der Ruf nach Wohnraumschaffung groß, und dem möchten wir natürlich nachkommen. Ich frage mich aber schon, wie die Nachbarn reagieren, wenn ihnen plötzlich keine Einfamilienhäuser, sondern solch minimalistische Eigenheime vor die Nase gestellt werden“, warf Schmidinger in den Raum und befürchtet, im Nachgang könne er mit Vorwürfen konfrontiert werden, wieso solche Bauweisen bei den damaligen Bauherren nicht möglich waren.
Aufgeschlossene
Nachbarn
Für Köhldorfner selbst stellt das kein Hindernis dar: Er habe die betroffenen Nachbarn bereits in seinen Büroräumlichkeiten – ein Baumhaus in Stangern – begrüßt und die Entwürfe vorgestellt. Die Resonanz? Die Leute stünden dem Ganzen wohl aufgeschlossen gegenüber, schätzt der Bauunternehmer: „Soweit ich weiß, ist es dem Großteil lieber, wenn etwas Kleineres gebaut wird, als etwas Größeres. Ich persönlich habe natürlich ein großes Interesse, an diesem Standort Tiny Houses zu verwirklichen, wir haben dazu auch viele Anfragen.“
Das Feedback über die sechs Tiny Houses, die nördlich des Spielplatzes entstehen könnten, sei also seitens der Nachbarschaft allem Anschein nach positiv.
Wie der Schnaitseer Gemeinderat am Ende entscheiden wird, beraten die Mitglieder nochmals ausführlich in einer zeitnahen Sitzung mit entsprechender Beschlussfassung. (mb)