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Kappe ab! – Altes Handwerk für alte Tradition

von Redaktion

Monika Voggenauer schickt die Wasserburger Schäffler gut behütet in die Saison 2026

Wasserburg – Ab dem 6. Januar 2026 wird es wieder ernst für die Wasserburger Schäffler. Dann beginnt ein neues Schäfflertanzjahr. Nach sieben Jahren. Getanzt wird vom Dreikönigstag bis zum Faschingsdienstag (17. Februar).

Die Vorbereitungen dahin laufen bereits auf Hochtouren. Die männlichen und weiblichen Teilnehmer haben sich in mehreren Treffen zwischenzeitlich bestens zusammengefunden, sofern es sich dabei nicht ohnehin schon um lang- und altbewährte „Wiederholungstäter“ handelt. Doch was wäre der schönste Tanz ohne das stilgerechte „Gwand“. Und dazu gehört bei den Schäfflern nun mal traditionell und unabdingbar die auffällig grün-samtige Schäfflerkappe. Oder auch genannt der „Schafflerhuat“. „Ein Muss“, wie die Tänzer betonen.

Und jetzt kommt Monika Voggenauer mit ins Spiel. Sie hat für die Wasserburger Schäffler eine ganz besondere, eine „tragende Rolle“. Und das im wortwörtlichen Sinn. Seit langen Jahren. Nämlich noch Monate davor, bevor der eigentliche Tanz überhaupt beginnt. Konkret dann, wenn es um die Kopfbedeckung geht. Sie ist die Macherin und Auffrischerin der grün-samtigen Schäfflerkappen.

„Putzmacherin“
seit 1978

Alles, was die traditionelle Erscheinung und die äußere Gestaltung der unverkennbaren Huttracht angeht, liegt in ihren Händen. Eben in ihrem Beruf als „Putzmacherin“, als Hutmacherin.

Zu ihrer handwerklichen Kunst kam Monika Voggenauer als Auszubildende im Jahr 1978. Ganz unverhofft. Sie hatte die Wahl zwischen Konditorin oder „Putzmacherin“. Der Arbeitsmarkt gab nicht mehr her. Auch wenn sie, wie sie heute amüsiert zurückblickt, nicht den ganzen Tag „putzen“ wollte. Trotzdem entschied sich ihr Bauchgefühl für die Hüte.

Einer Entscheidung, der sie für zwischenzeitlich 47 Jahren treu geblieben ist und ein Beruf, der für sie zu einer Leidenschaft wurde. Gut an die zehntausend Hüte werden seitdem durch ihre Hände gegangen sein. Lange Jahre auch als Chefin des renommierten Hutgeschäft Brunhuber in Prien. Seitdem „putzt“ sie ihre Kunden heraus. Und damit nicht nur die Wasserburger Schäffler.

Diese Passion verspürt jeder, der ihre kleine Werkstatt betritt und wo aktuell ein Teil der Wasserburger Schäfflerkappen aufgefrischt werden. Ein Kleinod. Traumhaft. Genau so sympathisch ist auch Monika Voggenauer: bodenständig, unverkrampft und offen.

„Der muaß vor meiner Zeit zu eich kemma sei!“ Mit ihren flinken Fingern übertastet sie kurz die vom Verfasser mitgebrachte Schäfflerkappe. Sie kennt sich aus. Ist neugierig, ist wissbegierig. Und dann offenbart sie die Geheimnisse der Hutmacherkunst. Die Herstellung einer Schäfflerkappe. Sechs Stoffteile liegen vor ihr. Wie Filetstücke. Der grüne Samtstoff ist nur mehr schwer zu bekommen. Die Fertigkeit zur Herstellung der besonderen Stücke hat sie sich selbst beigebracht. Indem sie vor Jahren eine alte Kappe zerlegte und den außergewöhnlichen Schnitt abnahm. Zur Seite stand ihr auch Wolf Pörtzler, Organisator und Vortänzer der Wasserburger Schäffler. Er stellte im Jahr 2001 die Verbindung her.

Und dann geht´s zur Sache. Zunächst wird die Kopfgröße angepasst, von klein bis groß. Jeweils orientiert an festen Maßen. Dann wird der angepasste Schnitt auf Samt aufgelegt, ausgeschnitten und auf einer Fleeceunterlage steif aufgebügelt. Anschließend steckt sie die Kopfteile zusammen, näht mit Nahtzugabe Teil für Teil aneinander, sodass nach außen eine Ziernaht entsteht. Und letztlich vernadelt sie Vorder- und Rückenteil verstürzt am Kopfteil. Die „Krönung“ ist die Silberborte am Stirnteil. Insgesamt eine komplizierte Kunst, wie sie selbst noch nach Jahren zugibt. „Ich muss auch immer wieder auf´s Neue überlegen“.

Vier Stunden
pro Kappe

Vier Stunden braucht Monika für jede Kappe. Und nicht nur für die Schäffler. Sie fabriziert auch für andere Auftraggeber. Häufig Spezialanfertigungen und meist wahre Kunstwerke. „Selbstläufer“, wie sie es uneingebildet bezeichnet.

Individuelle Anfertigungen sind zwischenzeitlich ihr Hauptgeschäft. Mit einem weit ausgedehnten Kundenkreis. Ohne Stress und Druck kann sie sich jetzt im Ruhestand darauf konzentrieren. Und damit auch auf die Wasserburger Schäffler.

Fest steht: Mit alledem, was aus Monika Voggenauer´s Händen kommt, sind die Wasserburger Schäffler bestens „behütet“. Daher: Hut – oder besser – Kappe ab, vor ihr! Damit sich wieder viele Begeisterte am Wasserburger Schäfflertanz 2026 erfreuen können.

Buchungen der Wasserburger Schäffler

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