St. Wolfgang – Auf dem Hof vom Mesa Hanse in Großschwindau ist vor einem Monat alles aus den Fugen geraten, als er im Alter von 43 Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte. Das Anwesen mitten im Ort, gegenüber der Kirche, war Anlaufpunkt für viele. Für die, die Sorgen hatten, Hilfe benötigten oder einfach nur ratschen wollten. Denn Johann Kranzmaier hatte immer ein offenes Ohr für alle, war stets zur Stelle, wenn er gebraucht wurde und genoss die Geselligkeit. Seine Werkstatt, in der er mit Leidenschaft an seinem roten Peugeot schraubte, war zu einem Treffpunkt für Jung und Alt geworden.
Jetzt ist der Mesa Hanse nicht mehr da, und viele wollen es noch gar nicht glauben. Täglich kommen Freunde und Nachbarn auf den Hof, um die Eltern Leni (79) und Hans (86) Kranzmaier zu trösten oder fahren zum Unfallort. „Immer wieder treffen sich dort Freunde und legen Blumen ab“, erzählt seine Schwester Irmgard Kranzmaier.
Der Verstorbene kam als jüngstes von fünf Kindern 1981 zur Welt. Er besuchte die Schule in St. Wolfgang und war von der ersten Klasse an Ministrant. Eine Anekdote aus dieser Zeit bleibt unvergessen: „An Fronleichnam zog er den Weihwasserkessel hinter sich her, da er noch zu klein war, um ihn zu tragen“, erzählt Schwester Maria Kranzmaier schmunzelnd.
Seine Schulausbildung setzte er in der Hauptschule in Isen fort, gefolgt von einer Zimmererlehre bei der Firma Zehtner in Dorfen. Obwohl Hans Kranzmaier ursprünglich als Gebirgsjäger zur Bundeswehr wollte, führte ihn das Schicksal nach der Grundausbildung in Straubing in den Sanitätsdienst in Erding, er kehrte aber später zu seinem Beruf als Zimmerer zurück. Schließlich schloss er eine Ausbildung zum Bautechniker im Hochbau in Kirchseeon erfolgreich ab und wurde als selbstständiger Bautechniker tätig. Auf dem elterlichen Hof mitzuhelfen, war für ihn selbstverständlich, 2011 übernahm er diesen.
Der Verstorbene engagierte sich in vielen Vereinen, darunter der Schützenverein, die Landjugend, die Feuerwehr und der Musikverein. Entsprechend groß war die Bestürzung über seinen frühen Tod: 850 Menschen nahmen an der Trauerfeier teil, 450 trafen sich anschließend beim Grillfest auf dem Hof. „Das war ein Abschiedsfest für ihn, ganz nach seinem Geschmack“, sagt seine Mutter. Die Familie und Freunde erinnerten sich mit vielen Anekdoten an ihn. Manuela Gauster, eine Freundin aus dem großen Kreis, die zusammen mit der Nachbarschaft das Fest ausgerichtet hat, ist sich sicher: „Hanse hätte sich gewünscht, dass wir sein Leben feiern, nicht seinen Tod betrauern.“
Seine Leidenschaft galt dem Theaterspielen. Seine Auftritte, vor allem als Pfarrer, oder seine Sketche beim bunten Abend zusammen mit Freunden waren laut seinem Onkel und Altbürgermeister Jakob Schwimmer „phänomenal, weil die nur improvisiert haben und sich die ganze Gesellschaft vor Lachen weggeworfen hat“. Nachbarin Gabi Attenberger, die Regie bei einigen Theaterstücken geführt hat, erinnert sich gerne an den „netten Batzi“, den er gerne selbstironisch in den Stücken gegeben hat. „Wenn ich ihn in den Proben geschimpft habe, weil er den Text noch nicht konnte, hat er immer gesagt: ,Chill amoi, Baby‘“. Schließlich habe er recht behalten, denn bei der Premiere habe der Text gesessen. „Der Hanse war sehr diszipliniert“, weiß auch Laura Gmeiner, eine Freundin aus Isen. „Er ist bei jeder Party irgendwann aufgetaucht, aber morgens war er pünktlich im Stall.“
Der Mesa Hanse wird als hilfsbereiter, humorvoller und verlässlicher Mensch in Erinnerung bleiben. Doch mit seinem frühen Tod hadern viele, allen voran seine Eltern, die zu kämpfen haben. „Ich bin schon viel mit dem Tod in Berührung gekommen“, sagt seine Mutter mit brüchiger Stimme, schließlich gehöre dieser zum Leben, „aber beim Hanse hat das nicht gepasst, nicht der Ort und nicht die Zeit. Ich dachte immer, jetzt wären mein Mann und ich an der Reihe.“ „Wir vermissen dich unendlich“ hat die Familie auf das Sterbebild und die Todesanzeige geschrieben. Alexandra Anderka