Der Wasserstoffzug kommt

von Redaktion

Aus für Dieselzüge – Flüsterzüge zwischen Mühldorf und Burghausen

Mühldorf – Modernste Züge der Deutschen Bahn, die auf der Strecke zwischen Mühldorf und Burghausen pendeln? Das soll es ab Ende 2026 tatsächlich geben. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 sollen drei Wasserstoffzüge im Netz der Südostbayernbahn eingesetzt werden, finanziert vom Freistaat Bayern.

Wasserstoff soll
Diesel ersetzen

Dabei handelt es sich um drei zweiteilige Züge vom Typ Mireo Plus H, die derzeit von Siemens Mobility gebaut werden. Diese hochmodernen Wasserstoffzüge sollen im Auftrag des Freistaats Bayern Dieselzüge im Netz des Liniensterns Mühldorf ersetzen und zur Lärm- und Abgasreduktion in der Region beitragen. Dafür sorgen auf dem Dach montierte Brennstoffzellen und unter dem Fahrzeug angebrachte Lithium-Ionen-Batterien.

Die Züge werden auf der 32,3 Kilometer langen, nicht elektrifizierten Strecke Mühldorf – Tüßling – Burghausen unterwegs sein und dort acht Stationen anfahren. Matthias Krause, Geschäftsleiter der Südostbayernbahn (SOB), ist schon mit einem solchen Zug gefahren. „Der Zug ist super“, Krause klingt am Telefon hörbar begeistert. „Topmodern, im Fahrgastraum dank der neuen Technik megaleise und fährt mit null Emissionen!“ Den Wasserstoffzug konnte er in Augsburg „probefahren“, dort ist er seit Ende 2024 im Testbetrieb. „Der Mireo Plus H hat sich im Netz Ostbrandenburg und in den Augsburger Netzen bereits sehr gut bewährt und trägt zur Zufriedenheit der Fahrgäste bei“, sagt dazu Silke Thomson-Pottebohm von Siemens Mobility. „In unserer Region werden das die modernsten Züge sein“, freut sich Krause. „Sie sind nach den aktuellsten Standards ausgestattet, klimatisiert, barrierefrei, sogar mit rollstuhlgerechten Toiletten.“ Ein- und Ausstieg sollen dank des Niederflurdesigns des Fahrzeugs besonders komfortabel sein. Die zwei Waggons eines solchen Zuges bieten laut Hersteller 120 Sitzplätze und 157 Stehplätze, zwei Plätze für Rollstühle und neun Fahrradstellplätze. In den Zügen wird es WLAN geben und speziell gelaserte, hochfrequenzdurchlässige Fensterscheiben für einen besseren Mobilfunkempfang.

Zeitplan soll
eingehalten werden

Eine Sprecherin der Bahn erläutert den Zeitplan: „Im Frühsommer 2026 sollen die ersten beiden Wasserstofffahrzeuge nach Mühldorf ausgeliefert werden. Das dritte Fahrzeug folgt im Sommer 2026, im Anschluss starten Test- und Ausbildungsfahrten, sodass die Züge nach aktuellem Stand zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 in Betrieb gehen.“

SOB-Chef Krause: „Die neuen Fahrzeuge werden im Grunde einfach auf die bestehenden Gleise gesetzt und können losfahren.“ Ein zweiteiliger Mireo ist 47 Meter lang und 4,21 Meter hoch. Lokführer und Werkstattpersonal zur Instandhaltung müssen nur noch auf die neue Technik geschult werden.

Um die neuen Züge mit grünem Wasserstoff zu betanken, errichtet die DB am Bahnhof Mühldorf eine Elektrolyseanlage, in der Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. „Dabei kommt grüner Strom zum Einsatz“, so der SOB-Geschäftsführer. Mit dem Bau soll im Laufe des Jahres 2026 am Standort der ehemaligen Stückgutanlage begonnen werden.

„Derzeit findet der Ausschreibungsprozess für die Errichtung der Tankstelle statt, die Vergabe ist für September 2025 geplant“, teilt die Bahn auf Anfrage mit. „Der Bau der Tankstelleninfrastruktur soll bis Dezember 2026 abgeschlossen werden. Die Elektrolyseanlage wird voraussichtlich 2027 in Betrieb gehen.“ Bis dahin werde die Tankstelle mit Wasserstoff beliefert.

Der neue Antrieb mit Wasserstoff ist nicht jedem geheuer. Birgt die Technik Gefahren, etwa, wenn getankt wird? „Jeder Treibstoff hat ein gewisses Gefahrenpotenzial“, gibt Krause zu, beruhigt jedoch: „Sollte etwas daneben gehen, verflüchtigt sich Wasserstoff aber sehr schnell.“ „Die Betankung erfolgt mit gasförmigem Wasserstoff bei bis zu 500 Bar“, ergänzt die Sprecherin von Siemens Mobility. „Diese Wasserstoffzüge werden seit einigen Jahren erprobt und die Technik gilt als ausgereift und sicher.“

Ein Baustein zur
Klimaneutralität

„Wasserstoffzüge sind für die Deutsche Bahn ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität“, sagt Cornelia Würtz, Geschäftsführerin der DB RegioNetz Verkehrs GmbH. „Mit dem Mireo Plus H treiben wir bei der Südostbayernbahn die klimafreundliche Verkehrswende auf der Schiene voran.“ Laut Hersteller Siemens Mobility erreicht der Mireo Plus H eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde. Die Reichweite des Fahrzeuges beträgt, abhängig von Faktoren wie der Strecke und der Fahrweise, mit einer Tankfüllung bis zu 1200 Kilometer. Je nach Tankstelle dauert das Tanken nur 15 Minuten.

Wasserstoff wird in
Mühldorf produziert

„Während des Betriebs stoßen Wasserstoffzüge nur Wasserdampf und keine schädlichen Emissionen wie Kohlendioxid (CO) oder Stickoxide (NOx) aus. Da diese Züge den Wasserstoff an Bord durch Brennstoffzellen in elektrische Energie umwandeln, brauchen sie keine Oberleitungen oder andere Stromquellen. Sie sind laut DB leiser als herkömmliche Dieselzüge, da sie elektrisch angetrieben werden und weniger mechanische Geräusche erzeugen.

Zu den Kosten für die neuen Züge hüllen sich alle Beteiligten in Schweigen. „Der konkrete Anschaffungspreis des Mireo Plus H wird aus wettbewerblichen Gründen nicht öffentlich bekannt gegeben“, heißt es vom Hersteller. Matthias Krause von der SOB sagt auf diese Frage nur: „Viel Geld!“

Christa Latta

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