Andreas Föhr lässt wieder morden

von Redaktion

Bestsellerautor aus Babensham liest und signiert in Wasserburg

Wasserburg/Babensham – Fast alle Regio-Krimis rund um die Kommissare Wallner und Kreuthner sind Bestseller. Das wird erwartungsgemäß in den nächsten Wochen auch für den neuesten Roman aus der Reihe, „Bodenfrost“, gelten. Diesmal geht es um einen Mörder, der bei seinen Taten ein Symbol hinterlässt, das eine Harpune zeigt.

Tatort am
Tegernsee

Gemordet wird jedoch wieder am Tegernsee, dabei lebt Föhr in Babensham. Da liegt die Frage, ob das Wasserburger Land sich nicht auch einmal als Tatort anbieten würde, auf der Hand. „Hier fühle ich mich nicht kompetent genug“, antwortet Föhr schmunzelnd. Er lebt zwar schon seit 2010 an der Grenze zwischen den Landkreisen Rosenheim und Traunstein, sieht sich jedoch nach wie vor als „Zugereister“. Am Tegernsee sei er aufgewachsen, hier kenne er Land und Leute besonders gut. „Es ist mir einfach in Fleisch und Blut übergegangen, wie die Menschen am Tegernsee reden, denken, leben“, erklärt er.

Der Tegernsee ist natürlich auch ein Begriff, der im ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus bekannt ist. Im „bayerischen Sylt“ sind auch die Schönen und Reichen beheimatet. Föhr schreibt jedoch nicht über Hoeneß, Neuer und Co. – „da fehlen mir die Einblicke“ –, sondern am liebsten über „normale Leute“.

Krimi erzählt immer
zwei Geschichten

Ein Krimi erzählt für ihn immer zwei Geschichten: eine über den Mord und die Suche nach dem Täter, eine über die Hintergründe des Kriminalfalls, also darüber, wie es dazu kam. Diese zweite Geschichte liegt Föhr besonders am Herzen, weshalb er auch lieber Romane als Drehbücher schreibt, wie er betont. Denn die Hintergründe einer Tat ausführlich zu erzählen, das sei in einem 90-minütigen Fernsehfilm nicht so einfach, in einem 368 Seiten umfassenden Buch wie „Bodenfrost“, erschienen am 1. September, viel besser möglich, findet er.

Föhr hat seit über zehn Jahren kein Fernsehdrehbuch mehr geschrieben, sich eher auf seine Tegernsee-Krimi-Reihe konzentriert. Was viele Fans nicht wissen: Auch der Inhalt vieler bekannter Reihen wie „Der Bulle von Tölz“, „Tatort“, „Alarm für Cobra 11“, „Ein Fall für zwei“, „Der Staatsanwalt“ stammt aus seiner Feder. Der gebürtige Münchener hat außerdem gemeinsam mit Thomas Letocha das Konzept für die „Rosenheim-Cops“ verfasst, nach einer Idee der Bavaria-Studios. Die beiden schlugen Joseph Hannesschläger als Hauptdarsteller vor, schrieben für die erste Staffel die meisten Drehbücher. Hier musste der Inhalt sogar in ein Zeitkorsett von 45 Minuten gepresst werden.

Lieber Romane
als Drehbücher

Mittlerweile verfasst Föhr lieber Romane, die ihm mehr Freiheit beim Erzählen geben, auch weil ihm dabei, anders als bei Drehbüchern, „nicht so viele Leute reinreden“, wie er berichtet. Die Inspirationen findet der 67-Jährige oft ganz zufällig: beim Zeitunglesen, durch Begegnungen oder eigene Erlebnisse. Die besten Ideen kommen ihm unter der Dusche, berichtet er lachend. Wenn das Wasser herunterprassle, gebe es keine ablenkenden Geräusche mehr. Dieses „abgeschottet Sein“ helfe dabei, die Gedanken kreisen zu lassen. Das funktioniere auch ganz gut beim Autofahren oder Spazierengehen.

Trotzdem entwickelt er eine Geschichte nicht ganz klassisch vom Anfang bis zum Ende, von der ersten bis zur letzten Seite. Manchmal starte er mit dem Mord oder einem ungewöhnlichen Tatort und arbeite sich von hier rück- sowie vorwärts weiter. „Ich gehöre zu den vielen Autoren, die oft das Pferd von hinten aufzäumen“, sagt er. Größte Herausforderung für ihn: „Alle losen Enden zusammenzuführen, ohne dass es Logik-Lücken gibt.“ Seine große Erfahrung helfe zwar beim Schreiben, doch es gebe auch heute, nach vielen Bestsellerlisten-Platzierungen, noch immer „Momente, da könnte ich verzweifeln“.

Intensive
Recherche

Wenn seine Frau und seine Lektorin das Werk gelesen und für gut befunden haben, dann ist er nach eigenen Angaben jedoch immer sicher: „Die Geschichte funktioniert.“ Das klappt auch dann, wenn sie möglichst authentisch ist, findet Föhr. Er recherchiert deshalb intensiv, unter anderem steht er in puncto Fahndungsarbeit in Kontakt mit dem ehemaligen Kripo-Chef der Polizei Miesbach.

Das neueste Buch ist gerade erschienen, das nächste steht schon in der Planung. Diesmal wird es laut Föhr jedoch ein „anderer Stoff, ein neues Format“. Mehr verrät er nicht. Doch erst einmal geht der Krimi-Autor auf Tour: Es stehen mehrere Lesungen aus „Bodenfrost“ an. Am heutigen Samstag, 6. September, signiert Föhr das neue Werk ab 11 Uhr in der Wasserburger Buchhandlung Herzog, am Freitag, 10. Oktober, liest er ab 19.30 Uhr auf Einladung der Wasserburger Buchhandlung Fabula im Gimplkeller.

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