Ramerberg – Johann Weiderer aus Ramerberg wunderte sich: Auf dem Heimweg entdeckte er vor wenigen Tagen an den Gleisen der Zugstrecke zwischen Rosenheim und Wasserburg im Bereich Oberkatzbach eine Gruppe offiziell wirkender Personen, die angeregt diskutierten. Weiderers Verdacht: Der Bahnübergang könne zur Disposition stehen.
Tatsache ist: Bereits seit Mai ist er gesperrt. Anlieger, die zu Fuß unterwegs sind oder mit dem Rad fahren, müssen stattdessen eine steile, weitaus gefährlichere Straße nutzen, Landwirte Umwege zu ihren Feldern fahren, ärgert sich Weiderer. Doch die Hoffnung, der Übergang werde wieder freigegeben, also saniert, gab es immer noch.
Ausfall der
Anlagentechnik
So hatte sich vor einigen Monaten Bürgermeister Manfred Reithmeier im Gemeinderat aber noch optimistisch gezeigt, dass eine dauerhafte Schließung abgewandt werden könnte. Im Gremium hatte er damals bekannt gegeben, dass es ein Treffen mit Verantwortlichen der Bahn gegeben habe.
Diese hätten zwar von Plänen über eine dauerhafte Schließung des Bahnübergangs gesprochen. In der damaligen Sitzung zeigte sich Reithmeier jedoch noch optimistisch, dass er den Verantwortlichen die Bedeutung des Übergangs habe klarmachen können und eine dauerhafte Schließung abgewendet werden könne.
Die Gemeinde musste jedoch schon Anfang August mitteilen, die Deutsche Bahn habe sie informiert, dass der Bahnübergang Oberkatzbach auf unbestimmte Zeit komplett gesperrt werden müsse. Grund hierfür sei ein Ausfall der Anlagentechnik. Und eine Reparatur sei nach Angabe der Deutschen Bahn (DB) aufgrund der veralteten Technik nicht mehr möglich, weil es keine Ersatzteile gebe.
Der Bahnübergang wurde von der DB deshalb aus sicherheitstechnischen Gründen abgeriegelt, sodass das Queren der Bahngleise für Fahrzeuge sowie für Fußgänger nicht mehr möglich sei.
Das bedeutet, dass der Öffentliche Feld- und Waldweg „Kronwinkler Weg“ an der Einmündung zum „Pfarrerfeldweg“ endet und der Bahnübergang in Richtung Sendling nicht mehr überquert werden kann. Die Gemeinde Ramerberg führe bereits Gespräche mit der DB über einen möglichen Ausbau oder eine Erneuerung, hieß es.
„Aktuell stimmen sich die Kreuzungspartner vor Ort ab. Wir bitten um Verständnis darum, dass wir dem Ergebnis dieser Gespräche nicht vorgreifen können“, teilt die Pressestelle Bayern der Deutschen Bahn auf Anfrage mit. Das klingt ausweichend. Die Frage, ob der Bahnübergang, der für Anwohner zwar wichtig ist, aber doch sehr versteckt liegt, für immer verschwindet oder doch noch saniert wird, ist damit noch nicht beantwortet.
Doch die weiteren Erklärungen der Bahn lassen erahnen, dass Weiderers Vermutung, das endgültige Aus könne besiegelt worden sein, nicht von der Hand zu weisen ist. Denn es geht wohl um Sicherheitsfragen.
„Grundsätzlich hängt die Sicherung eines Bahnübergangs unter anderem von der Art der Bahnstrecke (Haupt- oder Nebenbahn), der Geschwindigkeit des Zuges sowie der Verkehrsstärke auf der kreuzenden Straße ab“, teilt die Pressestelle der Bahn mit. Im Paragrafen 11 der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) sei in Verbindung mit der DB-Richtlinie 815 „Bahnübergangsanlagen planen und instand halten“ die Sicherung verbindlich festgelegt. „Dabei sind Bahnübergänge eine Gemeinschaftsaufgabe von Bahn, Bund und Eigentümern der Straße, da sie Schiene und Straße gleichermaßen berühren“, so die Pressestelle.
Ziel: Unfallzahl
verringern
In den vergangenen Jahren hätten die Partner bereits viele Bahnübergänge beseitigt.
Seit 1950 sei die Anzahl der Kreuzungen von Schiene und Straße mehr als halbiert worden. „2023 waren es noch 15820 Anlagen. Dies ist die niedrigste Zahl in der Geschichte der Deutschen Bahn.“ „Mit Bund und Eigentümern der Straße arbeiten wir an der weiteren Reduzierung der Bahnübergänge. Dies hilft, die Zahl der Unfälle zu verringern. 2023 gab es 154 Unfälle an den Bahnübergängen der DB. 1995 waren es noch 603 Kollisionen. Die Zahl der Unfälle ist somit um fast drei Viertel gesunken“, schreibt die Pressestelle.
Die Mehrzahl der Bahnübergänge in Deutschland (63 Prozent) sei technisch gesichert, zum Beispiel durch Blinklichter, Halb- oder Vollschranken. Mitte der Neunzigerjahre habe es bei der DB rund 28000 Bahnübergänge gegeben, über 50 Prozent davon technisch gesichert. Unter nicht technisch gesicherten Bahnübergängen verstehe man solche, die mit Andreaskreuz/Umlaufsperre/Drehkreuz ausgestattet seien. Diese Art der Bahnübergänge sei fast ausschließlich an verkehrsarmen Nebenstrecken zu finden.
Die Ursachen für Bahnübergangsunfälle seien vielfältiger Natur. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre zeichne sich jedoch ab, dass über 95 Prozent der Kollisionen aufgrund von Unaufmerksamkeit, Leichtsinn oder Unkenntnis passieren würden.
Haltesignal
übersehen
In der Tat kam es vor fast genau einem Jahr zu einem Unfall am Bahnübergang Oberkatzbach. Am 29. August 2024 übersah nach Polizeiangaben von damals eine 25-jährige Autofahrerin aus dem Landkreis Ebersberg hier das Haltesignal. Der Zugführer machte eine Notbremsung, trotzdem kam es zum Zusammenstoß. Der Fall ging gut aus: Niemand wurde verletzt.