Haag – Ihm ist gelungen, was bislang noch niemand in Haag geschafft hat: Dr. Florian Haas (46) hat für seine Bürgermeister-Kandidatur vier Wahlgruppierungen hinter sich vereint. PWG, CSU, FWG und die Grünen unterstützen ihn, wie Vertreter der Gruppen in einem exklusiven Pressegespräch mit der Wasserburger Zeitung und innsalzach24.de kürzlich bekannt gaben. Damit stehen etwa zwei Drittel des derzeitigen Gemeinderats hinter ihm. Ein „tolles Zeichen“, wie Haas selbst sagt. Dennoch begegne er Kandidatur und dem möglichen Amt mit Demut und Respekt.
Fastenrede als „Bewerbungsrede“?
Seit seiner Geburt ist Haas mit Haag verbunden, er ist hier aufgewachsen und lebt mit seiner „wundervollen Frau“ und seinen beiden Kindern in der Marktgemeinde. Seit sechs Jahren ist er als Mitglied der PWG im Gemeinderat vertreten, seit 2020 Dritter Bürgermeister in der Kommune. Außerdem ist er als aktives Mitglied in der Haager Feuerwehr tätig. Der Gedanke, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, sei ihm nach dem Starkbierfest im Frühjahr 2025 gekommen. Schon seit einigen Jahren tritt Haas beim Starkbierfest als Fastenredner auf. Zum ersten Mal auf eine mögliche Bürgermeister-Kandidatur angesprochen hätten ihn Personen schon nach dem Auftritt 2024. „Einige haben gemeint, dass es ja fast eine Bewerbungsrede war“, erzählt Haas schmunzelnd, winkt aber ab. Das sei nie das Ziel gewesen. 2025 seien dann aber wieder einige auf ihn zugekommen. Daraufhin habe er sich ernsthaft Gedanken über eine Kandidatur gemacht.
Beruflich kommt Haas eigentlich aus dem Bildungssektor. „Ich habe Lehramt für Mathe und Physik studiert“, erzählt er. Lehrer am Gymnasium wurde er aber nie. Stattdessen blieb er an der Technischen Universität München, lehrte hier und forschte gemeinsam mit CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, im Bereich der Teilchenphysik. Haas erwarb einen Doktortitel, der, sagt er heute, sei ihm aber grundsätzlich nicht wichtig. 2015 trat er in die freie Wirtschaft ein, war tätig im Projektmanagement. Derzeit ist er beim Haager Unternehmen Auguris beschäftigt. Und in seiner Wunschvorstellung wäre er ab 2026 im Haager Rathaus tätig.
„Mich reizt die Aufgabe als Bürgermeister“, sagt Haas. Er sehe Ähnlichkeiten zu seinen vergangenen Tätigkeiten im Projektmanagement. Entsprechend viele Ideen hat er für Haag. Fragt man ihn danach, bekommt man eine sechsseitige Liste mit Ist-Analyse und Lösungsvorschlägen. „Agenda Haag 2026 ++“ nennt er diese.
Vor allem wird Haas dabei von der Sorge umgetrieben, dass Haag an Bedeutung und Leben verlieren könne. Früher, erzählt Haas, habe er mit seinem Bruder bei Ausflügen immer gewettet, wer zuerst den Haager Schlossturm sehen werde. Bis heute spiele er dieses Spiel mit seinen Kindern. Für ihn und viele andere Haager sei die Marktgemeinde Heimat, ein Ort der Identifikation. Die Sorge, die ihn allerdings umtreibe, sei, dass Haag sich mehr und mehr zu einer „Schlafstadt für Pendler“ entwickle.
Mit einer Unterstützung des Vereinslebens, der Gewerbetreibenden und einem aktiven Marketing könne dies verhindert werden. Dafür müsse das Umland stärker eingebunden werden, das Ortszentrum belebt werden. Gleichzeitig brauche es aber auch einen Sparkurs für Haag. Es müsse dringend auf die Finanzen der Gemeinde geschaut werden, für den Gemeinderat brauche es einen Finanzausschuss. Projekte müssten genau geprüft und eventuell auch geschoben werden.
Dass es viele Herausforderungen für Haag gebe, habe er in seiner Zeit als Gemeinderatsmitglied gelernt. Gleichzeitig, findet Haas, gebe es aber auch enorme Chancen für den Ort. „Der Landkreis Mühldorf ist eine der am stärksten wachsenden Landkreise“, sagt er. Haag habe mit seinen beiden Bundesstraßen und überregionalen Einrichtungen sowie seiner historischen Bedeutung in der Region viel Potenzial. „Wir sollten die Chancen nutzen, die in den nächsten Jahren vor uns liegen, und weniger zögern, sondern wagen“, so Haas.
Wie entscheidet sich Sissi Schätz?
Am 8. März 2026 stehen die Kommunalwahlen in Bayern an, wahrscheinlich wenige Tage danach folgt das Haager Starkbierfest. Klar ist schon jetzt: Als Fastenredner wird Haas nicht mehr antreten. Ganz egal, wie die Wahl ausgeht. „Das gehört sich nicht“, sagt er. Denn ohne Zweifel wird er wohl Teil der Fastenrede sein, fraglich bleibt nur, wie und warum er dableckt werden wird. Bislang ist Haas der einzige Bürgermeister-Kandidat für Haag, ob dies so bleiben wird und ob Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) nochmal antritt, ist noch offen.