Soyen/Gars – „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt – Jetzt sind Sie am Zuge“, findet Soyens Bürgermeister Thomas Weber. Er wendet sich mit einem Brief an den bayerischen Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter. „Wenn wir als eine 3000- Einwohner-Gemeinde es schaffen, die Infrastruktur deutlich und nachhaltig zu verbessern, sollte es doch für die Bahn machbar sein, ihren im Verhältnis kleinen Teil dazu beizutragen“, findet er angesichts der Tatsache, dass Soyen seit Langem um einen Stundentakt für den eigenen Bahnhof auf der Strecke Mühldorf-Rosenheim kämpft. Auf dieser Linie sind Stationen wie Mittergars vor Jahren schon zum Bedarfshaltepunkt abgestuft, dann sogar aufgelöst worden.
Bemühungen
bisher erfolglos
Als Soyener Bürgermeister habe er sich daher nach „unzähligen vorausgegangenen und bislang leider vergeblichen Bemühungen zur Verwirklichung des Stundentaktes sowie zur Erhöhung des Bahnsteiges in Soyen“ mit einem Schreiben unmittelbar an Staatsminister Christian Bernreiter gewandt, um ihn auf die Dringlichkeit des Anliegens aufmerksam zu machen. Hierin heißt es unter anderem: „Gesellschaftlich und politisch besteht unumstritten Übereinkunft zur prioritären Aufgabe von Bund, Land und Kommunen zur Förderung des ÖPNV. Mit angemessenem Stolz können wir als oberbayerische Gemeinde mit 3000 Einwohnern nun feststellen: Wir haben diesbezüglich unsere Hausaufgaben gemacht! Im Rahmen unseres Projektes Dorferneuerung Soyen-Ortsmitte haben wir einen beachtlichen Fokus auf die zukünftigen Anforderungen einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur gerichtet.“
Leider hätten die frühzeitigen Bemühungen, in diesem Zusammenhang auch die längst erforderliche und mehrfach angekündigte Bahnsteigerhöhung zeitgleich in Angriff zu nehmen, zu keinem positiven Ergebnis geführt. Wie der Gemeinde im Rahmen des Runden Tisches Schienenverkehr im Landkreis Rosenheim am 10. Januar 2025 mitgeteilt worden sei, ständen diese baulichen Veränderungen nun für 2026 an. „Wir möchten noch einmal auf die Dringlichkeit hinweisen und unsere Befürchtungen zum Ausdruck bringen, dass wir erneut vertröstet werden, die Maßnahme in der Prioritätenliste nach hinten geschoben wird. Ebenso sollte meines Erachtens ein anderes – mittlerweile für unsere Bürgerinnen und Bürger absolut unverständliches – Manko behoben werden. Es fehlen Nutzungsoptionen, die in Ihre Zuständigkeit fallen. Als einziger Ort auf der Strecke Mühldorf-Rosenheim halten die Züge lediglich im Zwei-Stunden-Takt“, schreibt Weber.
„Auf dem angrenzenden Gelände zum Bahnsteig haben wir neu errichtet beziehungsweise werden wir Anfang 2026 fertigstellen: einen Park & Ride-Platz mit E-Ladestation für Pkw, eine Busspur mit Bushaltestelle und Wartehäuschen, zwei überdachte Fahrradabstellplätze, davon einer ausgestattet mit E-Ladestation, einen Verbindungsweg Bushaltestelle-Bahnsteig-Park & Ride-Platz. Alle diese Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsanbindung der Gemeinde berücksichtigen die Bedürfnisse geh- und sehbehinderter Reisender. Mehr können wir nicht tun. Jetzt sind Sie am Zuge!“
Es sei nicht die fehlende Anzahl von zu- oder aussteigenden Personen, mit der banal die Fahrplananpassung abgelehnt werde, dies sei lediglich das Ergebnis der schlechten Fahrplanoptionen. „Wie sollen wir angesichts unserer Bemühungen um die Förderung des ÖPNV unseren Bürgerinnen und Bürgern und auch der daraus hinausreichenden Öffentlichkeit erklären, dass sie trotz Park & Ride, trotz Bushaltestelle, trotz Fahrradabstellmöglichkeiten, trotz behindertengerechte Zuwegungen weiterhin mit ihren Privat-Pkw nach Wasserburg beziehungsweise Reitmehring fahren müssen, um beispielsweise ihr berufsschulpflichtiges Kind abzuholen, das den Zug Rosenheim-Mühldorf nutzt, der an Soyen vorbeifährt.“
Das sei nur ein Beispiel von vielen Beschwerden, „die uns zurecht und seit (zu vielen) Jahren erreichen und die wir immer wieder an die Bayerische Eisenbahngesellschaft weiterleiten“. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, an dem der Minister angesichts der zeitnahen Fertigstellung des Dorferneuerungsprojektes und damit der zahlreichen kostenintensiven Bemühungen den gesellschaftlichen und politischen Wünschen in Bezug auf ein nachhaltiges ÖPNV-Angebot gerecht zu werden, seinen Beitrag leisten könne. Zum nächsten Fahrplanwechsel müsse der Stundentakt berücksichtigt sowie die seit langer Zeit zugesagte Bahnsteiganpassung vorgenommen werden.
Hier kommt Unterstützung
Soyens Sorgen kennt auch der Garser Bürgermeister Robert Otter. Seit Langem kämpft er sogar für die Wiedereröffnung eines Bahnhaltepunkts auf der Strecke Mühldorf-Rosenheim: in Mittergars. „Wir bleiben dran“, sagt er. Von Mühldorf kommend stoppt der Zug in Jettenbach und Gars-Bahnhof, nicht mehr in Mittergars. In Aussicht gestellt habe die Bahn eine Wiederbelebung, wenn die Elektrifizierung vollzogen worden sei. Denn die Diesel-Loks kommen lange nicht so schnell wieder in Fahrt wie elektrische Züge, die mehr Power haben und zügiger Gas geben können.
Auch Pro-Bahn-Vorsitzender Bernd Meerstein fordert seit Langem die Elektrifizierung und einen kürzeren Takt. Derzeit würden Haltepunkte ausgelassen oder nur in großen Abständen angefahren, um den Fahrplan zu stabilisieren. Das sei eine wichtige Maßnahme, doch sie dürfe nicht dazu führen, dass die Taktung nicht mehr den Bedürfnissen der Fahrgäste entspreche.