Wasserburg – Andreas Bartl und sein Hund Hades (Spitzname: Bärli) sind ein eingespieltes Team. Und das müssen sie auch sein. Seit fünf Jahren helfen die beiden, wenn Menschen in den Bergen in Not geraten. Beide gehören zum Team der Lawinenhundestaffel Hochland Ost. Bartl ist zudem Mitglied der Wasserburger Bergwacht.
Dass Menschen in den Bergen oft in Not geraten, hat auch dieser Sommer gezeigt. Immer wieder berichteten Medien über abgestürzte Wanderer in den Alpen. Zuletzt erschütterte der Tod der ehemaligen deutschen Biathletin Laura Dahlmeier viele Menschen. Die 31-Jährige wurde am 28. Juli am Laila Peak in Pakistan von einem Steinschlag tödlich verletzt. Mittlerweile steht laut mehreren Medienberichten fest, dass ihr Leichnam nicht geborgen werden kann.
Wie schnell man in den Bergen Hilfe braucht, zeigt auch die erfolgreiche Doku-Serie „In höchster Not – Bergretter im Einsatz“. Dabei kann ein Einsatz auch für die Hilfskräfte selbst gefährlich werden. Sie müssen sich in steiles und gefährliches Gebiet wagen. Die Bergretter müssen dabei spezielle Ausrüstung bedienen können und sich auch in medizinischer Sicht gut auskennen.
Diese beiden Aspekte haben es auch Andreas Bartl angetan. „Mich hat das Medizinische und die Technik bei der Bergwacht sehr interessiert“, sagt der 42-jährige Elektrotechnikermeister. Auch seinen Border Collie zum Lawinenhund auszubilden, hat Bartl gereizt. Gesagt, getan. Bartl, der damals noch in Eiselfing wohnte, trat 2018 der Wasserburger Bergwacht bei und absolvierte die Ausbildung zum Bergretter. Rund zwei bis drei Jahre dauere die Ausbildung. Anschließend habe er bei Bärli die Lawinenhundeausbildung gestartet.
Besonders wichtig bei der Arbeit in der Lawinenhundestaffel sei, dass der Mensch seinen Hund sehr gut kenne und ein tiefes Vertrauen zwischen beiden herrsche, erklärt Bartl, der mittlerweile in Bernau wohnt. Im Sommer sind Bartl und Bärli bei Vermisstensuchen beteiligt, wenn sich beispielsweise nicht ortskundige Wanderer verirren oder Bergsteiger nicht zu ihrem Auto zurückkehren. Besonders im Dickicht der Bäume eigne sich der Hund zum Suchen. Hierbei arbeiten die Ehrenamtlichen der Hundestaffel eng mit anderen Einsatzkräften, beispielsweise von der Polizei, dem Rettungshubschrauber oder dem Drohnenteam zusammen. „Wenn Bärli dabei eine Person findet, bellt er laut“, erklärt Bartl. „Nicht immer geht so eine Suche dabei glimpflich aus“, bedauert der 42-Jährige.
Bärli ist auch dafür ausgebildet, von einer Lawine verschüttete Menschen aufzuspüren. In einem solchen Fall würden Bartl und Bärli von einem Helikopter zur Unglücksstelle geflogen werden, erklärt der Bernauer. Seine Ausrüstung hat Bartl dafür immer vorbereitet. Beim Einsatz zählt jede Sekunde. Angekommen am Unglücksort versucht Bartl, einen Überblick über die Lage noch von oben zu verschaffen, erklärt er. Sobald beide am Boden beziehungsweise auf der Lawine sind, muss Bärli so schnell wie möglich nach der verschütteten Person suchen. „Kann der Hund im Schnee eine Person lokalisieren, zeigt er das durch Graben oder Scharren am Fundort“, sagt Bartl. Einen derartigen Fall haben Bärli und Bartl bisher glücklicherweise noch nicht erlebt. Im Rahmen der Lawinenhundestaffel Hochland Ost betreuen Bartl und Bärli das Gebiet zwischen Sachrang und Rottach-Egern. Zu Lawinenabgängen kommt es laut dem Bernauer rund zweimal im Jahr.
Im Rahmen des Ehrenamts nehmen Bartl und Bärli an rund 40 Übungen und zwei Prüfungen pro Jahr teil. Mittlerweile leitet der 42-Jährige auch Ausbildungen zum Lawinenspürhund. „Wichtig ist, dass der Hund andere Menschen generell toll findet“, sagt er. Bereits mit sehr kurzen und spielerischen Übungen würden die Hunde ab dem Welpenalter trainiert. Der Vierbeiner dürfe bei Beginn der Ausbildung nicht älter als drei Jahre sein. Zum einen dauere das Training noch mal zwei bis drei Jahre und der Hund soll dann noch mehrere Jahre als Lawinenhund im Einsatz sein können. Ältere Tiere lassen sich laut Bartl zwar auch gut trainieren. Je früher aber mit einem ans Hundealter angepasste Training begonnen werde, desto besser, sagt er. Die Ausbildung zum Lawinenspürhund und die laufenden Übungen sind dabei laut Bartl nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv. Deswegen sei die Staffel auch auf Spendengelder angewiesen.
Als Lawinenhund geeignet sind laut Bartl mittelgroße Rassen, die zwischen zehn und 25 Kilogramm schwer sind. Kleinere Hunde hätten zu wenig Kraft, sagt der Bergretter.
Border Collies oder Australian Shepherds würden sich demnach gut eignen. In der Staffel seien aber auch Deutsche Schäferhunde und Labradore vertreten, sagt Bartl.