Wasserburg – Knapp zwei Jahre ist es her, dass der Wasserburger Verein „Schellen Sau“ eine Spendenaktion für Hamid Shirin und seine Tochter Emilia organisiert hat. Das Mädchen lebt mit der Diagnose „Schütteltrauma“. Im Säuglingsalter wurde sie von einer hier nicht näher benannten Person mehrfach schwer misshandelt. Seitdem hat die kleine „Emmy“, wie sie Vater Hamid liebevoll nennt, kaum noch funktionierendes Hirngewebe.
Die Sechsjährige ist teilweise blind, kann nicht sprechen, nicht laufen, nicht schlucken. Ausflüge waren aufgrund ihrer Dystonie, also der starken Muskelanspannung, nur schwer möglich.
Nur gestreckt
im Auto
Emilia, hatte Shirin im ersten Gespräch mit der Wasserburger Zeitung berichtet, könne nur gestreckt im Fahrzeug mitfahren. Ein behindertengerechtes Auto hatte der Vater nicht. Sein größter Traum allerdings: Ausflüge mit der Tochter machen, in den Urlaub fahren. „Sie soll etwas von der Welt sehen“, hatte sich Vater Hamid erträumt. „Schellen Sau“ hatte deshalb einen Radl-Tag für Emilia organisiert, um Geld für ein Fahrzeug zu sammeln.
Seit einigen Monaten ist das Auto nun übergeben. Ein glückliches Lächeln huscht Hamid Shirin über das Gesicht, als er bei einem erneuten Termin mit der Wasserburger Zeitung darauf angesprochen wird. „Ich bin sehr dankbar“, sagt er, dem Verein und den vielen Spendern. Das Leben mit dem neuen Auto sei „viel einfacher“.
Früher, erzählt er, habe jeder Ausflug, jeder Termin Stress für ihn bedeutet. Er habe Emilia aus dem Rollstuhl heben und diesen auseinanderbauen müssen. „Ich musste immer ausrechnen, wie lange ich wofür brauche“, sagt Shirin. Dann sei noch Zeit hinzugekommen, in der er seine Tochter habe beruhigen müssen. „Sie hat sich immer versteift, wenn ich sie ins Auto gehoben habe“, erzählt Shirin. Warum, das könne er nur vermuten. Möglicherweise, weil sie aufgrund ihrer Sehschwäche nicht richtig wahrnehmen könne, was mit ihr passiere. Möglicherweise, weil durch ihr Schütteltrauma auch ihr Gleichgewichtssinn geschädigt und ihr schwindlig geworden sei. Mit dem neuen Auto sei „alles so viel leichter.“ „Ich nehme einfach ihren Buggy, fahre sie rein und schnalle sie fest“, erklärt Shirin. Sowohl körperlich, vor allem für seinen Rücken, als auch für seine Psyche eine Wohltat.
35000 Euro habe der Verein „Schellen Sau“ für das Auto gesammelt, erzählt Vereinsvorsitzender Markus Brem. Der Kontakt zu Hamid Shirin sei damals über den Vogtareuther Verein Silberstreifen entstanden. Mit verschiedenen Aktionen, wie dem Radl-Tag und am Christkindlmarkt sei das Geld über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren gesammelt worden. Damit hätte der Kleinbus gekauft und umgebaut werden können. Auch die jährliche Autoversicherung von 1400 Euro übernehme „Schellen Sau“.
Für Shirin eine große Erleichterung. Denn die Autoversicherung hätte ihn finanziell stark belastet, vor allem, weil es für ihn derzeit nicht möglich ist, zu arbeiten. Emilia sei dazu zu krank. „Demnächst stehen wieder einige Krankenhausaufenthalte an“, sagt Shirin.
Im Moment habe Emilia vor allem nachts Probleme mit dem Atmen. Durch die Dystonie würden zeitweise nachts die Atemwege blockiert werden. „Emilia bekommt dann keine Luft. Das ist leider lebensgefährlich“, sagt Shirin. Hinzu kommen Magen- und Darmprobleme bei der Sechsjährigen.
Demnächst stehe eine erneute Operation an, denn Emilia könne ihren Mageninhalt oft nicht im Bauch behalten. Sie würde spucken, oft lande der Inhalt auch in ihrem Atemtrakt und führe zu Lungenentzündungen.
Krankenkasse will
Pflege nicht mehr zahlen
Probleme gebe es auch mit der Krankenkasse, die den aktuellen Pflegedienst nicht mehr zahlen wolle. Viel zu tun also für den Vater. Doch er hoffe auf Besserung durch die anstehenden Operationen. „Wenn sie keine Schmerzen hat, ist Emilia ein so fröhliches Kind“, sagt Shirin. Seit September gehe sie auch in die Schule in der Stiftung Attl. „Das macht ihr viel Spaß. Sie freut sich, wenn sie unter anderen Kindern ist.“