Rott/Wasserburg – Die Hoffnung, dass der Landkreis Rosenheim von der Vogelgrippe verschont bleibt, ist geplatzt. Am Mittwoch, 5. November, wurde bei Rott eine mit dem Virus infizierte, verendete Lachmöwe aufgefunden, wie das Landratsamt Rosenheim in einer Pressemitteilung berichtete. In der Region wirft das jetzt Fragen auf. Was hat eine Lachmöwe in Rott verloren? Und wie geht es für Geflügelhalter weiter?
Der Kleintierzuchtverein Wasserburg ließ sich davon erst einmal nicht aufhalten. Am vergangenen Freitag konnten die Vereinsmitglieder wie geplant ihre Vereinsschau durchführen, wie Schriftführer Mario Rosbigalla erzählt. „Wir haben noch mit dem Veterinäramt telefoniert“, sagt er. Dieses habe trotz der infizierten Möwe das „Go“ gegeben. Etwa 250 Tiere waren bei Albaching vor Ort, Kaninchen, Tauben und Hühner.
„Weltmarktführer“ ist
wohl nicht mehr zu retten
„Im Vergleich zu den vorherigen Jahren nimmt die Zahl der Tiere aber ab“, betont der Schriftführer. Und auch der früher so bekannte und beliebte Wasserburger Taubenmarkt, einst als der größte seiner Art auf der ganzen Welt bekannt, kann wahrscheinlich nicht mehr stattfinden. „Den wird es wohl nicht mehr geben. Mittlerweile sind die Auflagen so streng und über die Jahre waren auch immer weniger Leute da“, sagt Rosbigalla. Da rentiere es sich einfach nicht mehr. Seuchen sind es auch, die dem Wasserburger Taubenmarkt schon mehrmals einen Strich durch die Rechnung machten. Den Markt gibt es bereits seit 1878. Dort werden normalerweise alljährlich zahlreiche Kleintiere verkauft. Unter ihnen auch Hühner und Tauben. Doch über die Jahre wurden die Auflagen immer strenger, immer weniger Züchter kamen deshalb nach Wasserburg.
Und im Jahr 2006 wurde der Markt zum ersten Mal wegen der Vogelgrippe abgesagt, 2017 erneut. Damals durften nur Kaninchen ausgestellt werden. Während der Corona-Zeit konnte er aufgrund der Pandemie ebenfalls nicht stattfinden. 2023 war wieder die Vogelgrippe schuld. Und auch im vergangenen Jahr musste er abgesagt werden, genau wie heuer. Der Wasserburger Kleintierzuchtverein muss sich irgendwie damit arrangieren, dass so viele Kleintierzuchtveranstaltungen ausfallen oder auf der Kippe stehen. Das berichtet ein weiteres Vereinsmitglied, das lieber anonym bleiben möchte, gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Prinzipiell sei die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der aktuellen Tierseuche aber nicht so groß.
„Es ist nur schade, weil die Unsicherheit das ganze Hobby kaputt macht“, betont der Mann, der selbst Hühner und Enten hält. Einerseits solle sich der Verein um die Artenvielfalt kümmern, andererseits mache die Vogelgrippe genau das oft zunichte. Richtig auf diese Situation vorbereiten könne man sich aber nicht. Und wenn es wirklich dazu käme, dass ein Tier im Bestand infiziert werde, müsse man alle Tiere töten. „Das wäre natürlich schlimm“, so das Vereinsmitglied.
Hinzu kommt laut Schriftführer Mario Rosbigalla, dass der Nachwuchs fehlt. Er selbst ist noch einer der eingefleischten Züchter, hat selbst ein paar Hühner. „Es sind aber nicht mehr so viele“, erzählt er. Für seine Tiere hat Rosbigalla am Stall noch eine Voliere zur Verfügung. „Dort haben sie genügend Auslauf.“ Von anderen Landwirten habe er aber schon gehört, dass sie ihre Tiere vorsorglich einsperren würden. „So lange es geht, bleiben sie bei den meisten aber natürlich draußen“, betont der Schriftführer.
Laut Landratsamt ist nämlich aktuell keine Stallpflicht erforderlich. „Dies kann sich jedoch aufgrund der hochdynamischen Seuchenlage jederzeit ändern“, teilte die Behörde weiter mit. Das Veterinäramt befinde sich deshalb in ständigem Austausch mit der Regierung von Oberbayern.
Für Menschen besteht dem Landratsamt zufolge allerdings weiterhin keine Gefahr. Das Risiko einer Infektion mit dem Virus wird „weiterhin als gering eingestuft“. Ein erhöhtes Risiko bestehe nur bei engem Kontakt zu infiziertem Geflügel. Aufgrund der aktuellen Lage sollten Geflügelhalter im Landkreis sich dennoch auf eine Aufstallungspflicht vorbereiten. Dafür müssen ausreichend Ställe und Versorgungseinrichtungen sowie genug Platz zur Verfügung gestellt werden.