Haag – Vier Parteien und Wählergruppierungen fordern bei der Bürgermeisterwahl in Haag mit Dr. Florian Haas die Amtsinhaberin Sissi Schätz heraus. Diese ungewöhnliche Konstellation, einmalig in der Marktgemeinde, verspricht einen spannenden Wahlkampf.
CSU, PWG, FWG und die Grünen haben sich bereits positioniert und ihre Gründe für die gemeinsame Unterstützung der Kandidatur von Haas begründet. Nachdem Sissi Schätz jüngst angekündigt hatte, noch einmal anzutreten, geht jetzt die SPD, die sie und die Liste am 20. November nominieren will, in die Offensive für die Wunschkandidatin. In einer Erklärung kritisieren die Haager Sozialdemokraten die Vierer-Front gegen Schätz scharf.
Vorsitzende Eva Rehbein findet, die Bürgermeisterin sei „ein Glücksfall für Haag.“ Die Sozialdemokraten hätten „glücklich und stolz“ auf die Nachricht reagiert, dass Schätz erneut kandidieren wolle.
Die Bürgermeisterin habe mittlerweile knapp zwölf Jahre Erfahrung im Amt. In dieser Zeit habe die Rathauschefin den Ort souverän durch schwierige Krisen wie Pandemie, Energieknappheit und steigende Baukosten geführt – „ohne Drama. Ohne Bühne. Dafür mit Realitätssinn und Pragmatismus.“
Gemeinderat Siegi Maier zählt als Projekte, die die Handschrift von Schätz tragen würden, die Renovierung von Hallenbad und Mittelschule, der neue Brunnen zur Sicherung der Wasserversorgung, „das einzigartige Kulturzentrum im historischen Zehentstadel“ mit Bücherei, VHS und Integrationscafé, der Masterplan für die Ortsmitte mit der größten Bürgerbeteiligung Haags, die Erweiterung der Kläranlage sowie die Förderung des Haager Herbstfestes auf. „Diese Projekte – teils heftig diskutiert – seien trotz steigender Kreisumlage angepackt und teilweise bereits umgesetzt worden. „Das beweist, dass Sissi Schätz als kommunale Managerin die Herausforderungen meistert“, so Maier.
Schätz stehe laut Rehbein für Stabilität und Sachverstand. Bei alarmistischen Mahnrufen habe sie mit positiven Haushaltszahlen dagegengehalten.
Zudem sei sie dank ihrer langjährigen Tätigkeit im Kreistag mit der Kreispolitik vertraut und habe sich etwa mit Nachdruck für die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs eingesetzt – was ab 2026 zum Beitritt des Landkreises Mühldorfs zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) führt.
SPD-Gemeinderat Maier nimmt die Gegenkandidatur kritisch unter die Lupe: „Seit 35 Jahren bemühe sich die CSU darum, das Bürgermeisteramt mit einem eigenen Kandidaten zu besetzen. Nun versuche es die CSU erstmals im Bündnis mit drei weiteren Wählergruppen.“
Hinter dem Slogan „Gemeinsam“ verberge sich nach Ansicht der SPD jedoch keine neue Einigkeit: Die vier Gruppierungen hätten in den vergangenen Jahren jederzeit gemeinsam im Gemeinderat entscheiden können, „schließlich haben sie mit 15 von 21 Stimmen die Mehrheit“, so Maier.
Sabine Binsteiner-Maier, SPD-Gemeinderätin, kritisiert den Stil der Wahlkampagne.
Sie zitiert Haas, der mit seiner Kritik an der bisherigen Kommunalpolitik nach ihrer Meinung keinen Hehl aus seiner Gegnerschaft mache. Dabei gehöre er selbst seit knapp sechs Jahren dem Gremium an, Entscheidungen seien immer demokratisch gefallen.
Gleichzeitig warnt sie vor angedeuteten Änderungswünschen: Wer als Bürgermeister auf europäische Ausschreibungen verzichten und Aufträge lieber an heimische Unternehmen vergeben wolle, „zeigt, dass er die Regeln der öffentlichen Vergaben wohl nicht verstanden hat“, findet Binsteiner-Maier.
Insgesamt sieht die SPD mit dem plötzlichen Zusammengehen der vier Gruppierungen „ein Risiko für die Unabhängigkeit“ des Kandidaten Haas.
Für Rehbein steht die Arbeitsweise des Gemeinderats außer Frage: „Die Bürgermeisterin bereitet Beschlüsse vor – entschieden wird aber immer gemeinsam.“
Die Arbeit im Rathaus erfordere mehr als Durchsetzungsvermögen und Reden: „Es braucht Verständnis für komplexe Verwaltungsprozesse, Koordination mit Behörden und Nachbargemeinden sowie Sensibilität im Umgang mit Bürgeranliegen.“