Droht wieder Engpass bei Medikamenten?

von Redaktion

Erkältungssaison hat begonnen – Über die Situation in den Apotheken der Region

Wasserburg/Haag/Waldkraiburg – Die Temperaturen fallen spürbar – und damit steigt auch wieder das Risiko, sich zu erkälten oder sich eine Grippe einzufangen. In den vergangenen Jahren gab es öfter Engpässe bei gängigen Medikamenten, vor allem für Kinder.

„Situation
angespannt“

Laut Apothekerin Christina Mayerhofer, Inhaberin der Grafschaft- und Löwen-Apotheke in Haag sowie der St.-Ulrich-Apotheke in Gars bleibt die Situation auf dem Arzneimittelmarkt angespannt. „Nach wie vor sind zahlreiche Präparate in Deutschland zeitweise schwer oder gar nicht lieferbar. Betroffen sind vor allem Standardmedikamente wie Blutdruckmittel, Antibiotika, Fiebersäfte oder Schmerzmittel“, sagt die Apothekerin.

Suche nach
Alternativen

Sie versichert aber: „Wir kümmern uns persönlich darum, für unsere Kunden eine vergleichbare und sichere Alternative zu finden. Wenn ein Medikament nicht verfügbar ist, suchen wir nach geeigneten Ersatzpräparaten, stimmen uns mit Ärzten ab und bieten Lösungen an. So stellen wir sicher, dass niemand ohne notwendige Therapie bleibt – und dass die Versorgung auch in schwierigen Zeiten verlässlich funktioniert.“ Mögliche Lieferengpässe bei Medikamenten hält Susanne Engelmann, Inhaberin der Antonius-Apotheke in Waldkraiburg, für beherrschbar. Nur während und kurz nach der Corona-Pandemie habe es Engpässe wegen der weltweiten Unterbrechung der Lieferketten gegeben – allerdings bei allen Medikamenten. Die Inhaberin der Antonius-Apotheke in Waldkraiburg erklärt: „Wir versuchen auch in dieser Saison, die wichtigsten Arzneimittel ausreichend zu ordern – hier reden wir von mehreren hundert Packungen bei den Haupt-Erkältungsmitteln. Auch haben wir meist eine große Auswahl zwischen mehreren Optionen.“

Schwieriger werde es, wenn ganze Gruppen von Antibiotika nicht lieferbar wären: „Wenn also China tatsächlich den Hahn zudrehen würde“, sagt sie. Der Großteil der Medikamente, auch Antibiotika, komme eben aus China oder Indien – egal, was auf der Packung stehe. „Momentan haben wir hier noch kein größeres Problem, welches nicht mit Austausch von Packungsgrößen oder Ähnlichem gelöst werden könnte“, erklärt Engelmann.

Jörg Heider, Inhaber der Apotheke am Wasserburger Burgerfeld, hält dazu fest: „Ja, diverse Arzneimittel sind noch immer schwer lieferbar, die Liste der Lieferengpässe beträgt über 500 verschiedene Arzneimittel.“ Echte Versorgungsengpässe, also Arzneimittel, die von keiner Firma geliefert werden können, gebe es bei Antibiotika-Säften für Kinder und Inhalatoren mit dem Wirkstoff Salbutamol. „Für diese Fälle konnten wir uns allerdings gut bevorraten oder haben Alternativen an Lager. Einen Engpass bei der Versorgung mit Erkältungsmitteln, wie in der Saison 22/23, erwarten wir dieses Jahr nicht“, lässt Heider wissen.

Von Masken bis Vitamine:
So schützt man sich

Zur Vorbeugung gegen Erkältung und Grippe empfiehlt Mayerhofer eine Stärkung der Abwehrkräfte durch ausreichend Schlaf, Bewegung und frische Luft, eine vitamin- und nährstoffreiche Ernährung sowie regelmäßiges Händewaschen und gutes Lüften. „So lässt sich das Risiko einer Erkrankung deutlich reduzieren – und falls doch eine Infektion auftritt, stehen wir in der Apotheke mit Rat und Unterstützung zur Seite. Dann nicht warten, sondern schnell handeln.“ Man könne die Erkältungszeit deutlich abkürzen, je schneller etwas unternommen werde. Dafür brauche es richtige Arzneimittel.

Vorbeugung stößt
an ihre Grenzen

Mayerhofer schreibt: „Medikamente aus der Apotheke enthalten definierte, standardisierte Wirkstoffmengen und haben ihre Wirksamkeit in Zulassungsstudien nachgewiesen. Gehalt und Extrakte sind deutlich höher dosiert und entsprechend wirksamer als ein vermeintlicher ‚Hustensaft‘ aus der Drogerie.“

Engelmann aus Waldkraiburg berichtet, sie habe in den 42 Jahren ihrer Tätigkeit als Apothekerin leider noch nicht erlebt, dass man Erkältungsviren vorbeugen könnte, weder mit Vitamin C ( „das ist eindeutig widerlegt“) noch mit Zink ( „ebenfalls widerlegt“), noch mit gesunder Ernährung oder viel Bewegung im Freien und gutem Lüften. „Das ist alles sicher nicht falsch, aber der wirksamste Schutz – und das hat die Corona-Pandemie eindeutig gezeigt – ist das Tragen von FFP2-Masken in der Öffentlichkeit beziehungsweise beim Kontakt mit anderen Menschen. Während der Pandemie waren Erkältungskrankheiten auf dem Tiefststand“, sagt Engelmann.

Immunsystem stärken,
mehr Hygiene

Heider betont, bei der Prävention von Erkältungen komme es auf eine Stärkung des Immunsystems, auf Hygienemaßnahmen und Verhaltensregeln an, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. „Um das Immunsystem zu stärken, sollte man auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse achten, um den Körper mit allen notwendigen Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen zu versorgen. Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken. Wir empfehlen eine regelmäßige körperliche Aktivität, gerne an der frischen Luft. Schlafen Sie ausreichend, sodass der Körper gut regenerieren kann, und versuchen Sie, Stress zu reduzieren und auf regelmäßige Entspannung zu achten.“

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