San Francisco – Während die verheerenden Buschbrände weiter den Norden Kaliforniens verwüsten, bereitet den Einsatzkräften insbesondere die hohe Zahl an vermisst gemeldeten Personen große Sorgen. Rund 400 Menschen seien bislang nicht auffindbar, sagte der Polizeichef von Sonoma County, einem der am stärksten betroffenen Landkreise, am Donnerstagabend. Da in den brennenden Gebieten das Mobilfunknetz weitgehend zusammengebrochen ist, fällt es der Polizei schwer, als vermisst gemeldeten Menschen zu kontaktieren. „Wenn Sie eine vermisste Person selbst finden, sagen Sie uns das bitte“, appellierte Sheriff Rob Giordano an die Bevölkerung.
Mindestens 31 Menschen sind bei den Feuern bislang ums Leben gekommen, allein 17 davon im normalerweise für seinen Weinbau bekannten Sonoma County. Bei den Todesopfern handelte es sich laut Giordano vornehmlich um Menschen um die 70 oder 80 Jahre. Das jüngste identifizierte Opfer sei 57 Jahre alt gewesen. Die Identifizierung der Leichen sei recht schwierig, sagte Giordano. „Wir finden Leichen, die fast unversehrt sind, von anderen Leichen sind nur noch Asche und Knochen übrig“. Es sei „unrealistisch“ zu hoffen, dass nicht noch mehr Opfer gefunden werden. Polizisten sind mit Spürhunden in den ausgebrannten Vierteln unterwegs. 3500 Häuser und Unternehmen wurden zerstört, darunter einige Weingüter. Insgesamt gingen bei den Behörden 1100 Vermisstenmeldungen ein, davon konnten 745 Menschen als „sicher“ lokalisiert werden. 400 weitere Fälle seien noch ungeklärt, sagte Giordano, die Zahl könne aber letztlich wegen Doppelmeldungen kleiner sein. Die Feuer brannten bereits etwa 78 000 Hektar Land nieder, insbesondere in der Weinbauregion Sonoma.
Das Inferno forderte damit bereits jetzt mehr Menschenleben und Häuser als das verheerende Feuer von 1991 in den Hügeln der Stadt Oakland, bei dem 25 Menschen starben und mehr als 2800 Häuser abbrannten. Der Sachschaden des „Oakland Hills“-Feuers wurde auf zwei Milliarden Dollar beziffert. Nach Einschätzung der Feuerwehr des Bundesstaats Kalifornien, Cal Fire, ist die aktuelle Brandsaison eine der schlimmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Der unermüdliche Einsatz Tausender Feuerwehrleute zeigte in Nordkalifornien am Freitag erste Erfolge. Einer der verheerenden Brände in Sonoma County – das sogenannte Tubbs-Feuer – sei zu zehn Prozent eingedämmt, teilten die Behörden mit. Bei starken Winden breiteten sich die Flammen jedoch an anderen Stellen weiter aus. Am Mittwoch hatten die über 5000 Einwohner von Calistoga den Befehl erhalten, ihre Häuser schnell zu räumen. Wer bleibe, sei auf sich allein gestellt, warnte der Bürgermeister des Ausflugsortes im Napa Valley. Die Feuerwehr könne keine Rettung garantieren.
Das US-Repräsentantenhaus brachte am Donnerstag Bundesgelder für die Opfer der Flammen auf den Weg. Der nationale Katastrophenhilfe-Fonds wurde um 18,7 Milliarden Dollar (knapp 16 Milliarden Euro) aufgestockt. Von dem Geld profitieren auch die Opfer der Hurrikans „Irma“ und „Harvey“ auf Puerto Rico, in Texas und Florida. mit Material von afp und dpa