Geheimdokumente zur Ermordung des US-Präsidenten

Trump öffnet Kennedy-Akten nur teilweise

von Redaktion

von Friedemann Diederichs

Washington – Donald Trump wollte es spannend machen. Am Donnerstag hatte der US-Präsident nochmals darauf hingewiesen, dass er über 3100 Dokumente zur Ermordung von John F. Kennedy freigeben werde. Dann knickte Trump wohl unter dem massiven Druck von FBI und CIA ein. Zwar stellte das US-Nationalarchiv nun 2800 Dokumente zum Attentat auf den früheren Präsidenten am 25. November 1963 in Dallas ins Internet. Doch rund 300 Papiere bleiben vorerst unter Verschluss – weil Trump „irreparablen Schaden“ für die nationale Sicherheit fürchtet.

Er habe „keine andere Wahl“ gehabt, behauptet Trump. 180 Tage lang können nun Behörden festlegen, ob bestimmte Unterlagen stark oder vollständig zensiert werden sollen. Dann will der Präsident die Sache noch mal prüfen. Ein Gesetz von 1992 hatte die Freigabe spätestens 25 Jahre später angeordnet. Zeit genug, um Verschwörungstheorien neuen Auftrieb zu geben und Zweifel an der offiziellen Einzeltäter-Theorie in Bezug auf den Todesschützen Lee Harvey Oswald zu nähren.

Vor allem die CIA, die bereits unter dem Verdacht stand, Oswald rekrutiert zu haben, dürfte sich nun neuem Argwohn ausgesetzt sehen. Sie kommt nämlich jetzt trotz Zensurwünschen nicht ungeschoren davon. Denn die Akten belegen unter anderem, wie der US-Geheimdienst in den ersten Wochen der Präsidentschaft von John F. Kennedy plante, sich des kubanischen Diktators Fidel Castro zu entledigen.

Auch war die CIA in Überlegungen eingebunden worden, dem kommunistischen Regime in Havanna durch die Manipulation von Flugzeugteilen, die damals von Kanada nach Kuba geliefert wurden, zu schaden. Der Castro-Aspekt ist deshalb nicht uninteressant, weil manche Verschwörungstheoretiker bis heute die Ansicht vertreten, Kuba stecke hinter dem Kennedy-Mord. So geht aus einem jetzt veröffentlichten Dokument hervor, wie der damalige US-Justizminister Robert Kennedy – der Bruder des Präsidenten – dem FBI berichtet hatte, dass die CIA über einen Mittelsmann den Mafioso Sam Giancana 150 000 US-Dollar dafür bezahlt hatte, dass die Organisation Castro tötet. Zwei Attentatsversuche scheiterten.

Ein weiteres freigegebenes Dokument stammt vom damaligen Nationalen Sicherheitsrat der USA und beleuchtet – geschrieben 1962 – die Operation „Mongoose“. In der Mitschrift eines Treffens des Sicherheitsrats, der den US-Präsidenten berät, ist von der Sabotage von Flugzeugteilen die Rede, die Kanada an Kuba lieferte. Ob damit auch ein Flugzeug von Castro abstürzen sollte, bleibt unklar.

Dass Oswald Verbindungen zu Kuba gehabt haben könnte, war bisher vermutet worden. Oswald hatte – das wusste die CIA – nicht nur mit der sowjetischen Botschaft in Mexiko zwei Monate vor dem Anschlag telefoniert, sondern auch diese und die kubanische Botschaft in Mexiko City besucht.

Interessant ist auch, dass die nun zur Verfügung stehenden Papiere den damaligen FBI-Chef J. Edgar Hoover so zitieren, dass er nach dem Tod des Kennedy-Attentäters Oswald die Öffentlichkeit davon überzeugen wollte, dass Oswald „der wirkliche Kennedy-Attentäter“ (Hoover) gewesen sei. Am Tag vor dem Mord an Oswald hatte es offenbar, so die Unterlagen, eine entsprechende anonyme Warnung per Telefon an das FBI gegeben. Doch die Polizei in Dallas habe versagt, so der damalige FBI-Chef in einem Memo. Hoover war gegen eine Untersuchungs-Kommission. Doch Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson berief die Warren-Kommission ein, um den Mord zu untersuchen. Dieses Gremium kam zu dem Schluss, der bis heute viele Zweifler findet: Oswald war ein Einzeltäter ohne Hintermänner.

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