Moria – In einigen Lagern sind die Zustände schlimm, vor allem in berüchtigten Abschiebelager Moria auf Lesbos. „Die Menschen leben in dem Flüchtlingslager in Moria zu siebt in Zweimannzelten, es sind unwürdige Zustände“, sagt Geert Platner aus Kassel. Platner hat bereits mehrere Hilfstransporte nach Griechenland organisiert und ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Das Hilfsprojekt in Moria liegt ihm besonders am Herzen. Es ist ein problematisches Lager, ausgerichtet für 2000 Menschen, derzeit aber bewohnt von 6500 Menschen. Die meisten dieser Menschen sollen wieder abgeschoben werden, viele in die Türkei.
Die Gesellschaft Kultur des Friedens (GKF) aus Tübingen hilft den Menschen mit Lebensmittel, Decken und neuerdings auch mit Musik. „Das Musikprojekt läuft seit einem Jahr, die Idee dazu, den Kindern das Musizieren zu ermöglichen und ihnen damit den Alltag zu erleichtern, hatte Mikis Theodorakis“, erzählt Platner. Der 92-jährige Theodorakis ist ein Gigant der griechischen Musik, der mehr als eintausend Lieder geschrieben hat, ein Politiker, Komponist und Freigeist. Und ein Freund des Musikers Konstantin Weckers, der sich nun ebenfalls für das Musikschulprojekt für Flüchtlingskinder einsetzt und für finanzielle Unterstützung wirbt: „Ich unterstütze mit ganzem Herzen dieses wundervolle Projekt. Musik verleiht Flügel und ist die Nahrung der Seele, und für wen könnte das notwendiger sein als für diese traumatisierten Kinder und Jugendlichen.“ Momentan musizieren rund 30 Kinder in einem engen Container und davor – doch steht der Winter vor der Türe und auch auf Lesbos wird es empfindlich kühl. Um so wichtiger ist es für die traumatisierten Menschen und insbesondere die Kinder, Freude in den Lageralltag zu integrieren.
Freude, das ist für viele Syrer gleichbedeutend mit Musik, sagt Henning Zierock aus Tübingen, Mitbegründer des Musikprojektes. Um den Flüchtlingen ihre „kulturelle Würde“ zurückzugeben, habe man im vergangenen Jahr die ersten Gitarren in die Lager gebracht. Sie waren ein voller Erfolg. In vielen Lagern auf Lesbos gehört Musik inzwischen dazu, doch im problematischen Lager in Moria, das als Abschiebelager bekannt ist, brauche es noch weiterer Förderung für die Menschen, die hinter Stacheldraht ausharren und teils monatelang auf behördliche Bescheide warten.
„Wir von der GKF thematisieren die schwierige Situation in Moria auf allen politischen Ebenen“, sagt Zierock. Mit dem Projekt Musikschule soll in Moria auch den Zusammenhalt der verschiedenen Menschen und Kulturen, sowie die Entwicklung der Persönlichkeit vor allem der Kinder und Jugendlichen gefördert werden. Ziel ist neben dem Musikunterricht in einem Container auch Musikbegegnungen in den Zelten. Zierock weiß aus Erfahrung: „Musik kann helfen, ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen und ist Balsam für die verwundeten Seelen der Flüchtlinge. Je mehr Leute uns helfen, desto mehr können wir bewirken.“