Frostiges Fest – Weihnachten im Vatikan in schwierigen Zeiten

von Redaktion

Rom – Der Haussegen hängt schief im Vatikan, so viel steht kurz vor Weihnachten fest. Grund ist die neuerliche Gardinenpredigt, die Papst Franziskus den Kardinälen, Bischöfen und Prälaten der römischen Kurie drei Tage vor dem hohen Fest im Apostolischen Palast gehalten hat. Ganz einig sind sich die Betroffenen gleichwohl nicht bei der Interpretation, an wen sich der Papst exakt wendete, als er von „Verschwörungen“, „kleinen Zirkeln“, „Ambitionen und Eitelkeiten“ sprach und Teile des Kurienlebens als „Krebsgeschwür“ brandmarkte. Ob die Weihnachtstage im Vatikan für ein wenig Erholung genutzt werden können, ist deshalb fraglich. Jorge Bergoglio geht normalerweise früh zu Bett im Vatikan-Gästehaus Santa Marta. An Heiligabend hält er jedoch ab 21.30 Uhr die Christmette im Petersdom. Als Erzbischof von Buenos Aires lud Bergog–lio zu diesem Anlass gerne Freunde aus der jüdischen Gemeinde ein, mit denen er anschließend auch speiste. Wie das Menü in Santa Marta ausfällt, ist nicht bekannt. Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass der Süßspeisenliebhaber Franziskus zum Nachtisch Panettone und Nougatschokolade, den sogenannten Torrone, schnabulieren wird. Beides hat sowohl in Argentinien als auch in Italien Tradition. Am Weihnachtstag wird der Papst mittags von der Mittelloggia des Petersdoms den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ spenden und dabei auf den Christbaum sowie die Krippe auf dem Petersplatz blicken. Seismografen des vatikanischen Innenlebens ist nicht entgangen, dass die Krippenfiguren aus der Abtei Montevergine in der Nähe von Neapel stammen. Die dortige Madonna wird von homosexuellen und transsexuellen Gläubigen besonders verehrt.

Gut möglich ist, dass der soeben 81 Jahre alt gewordene Papst Franziskus wie in vorangegangenen Jahren seinem emeritierten Vorgänger Benedikt XVI. persönlich seine Weihnachtswünsche überbringen wird. Der 90 Jahre alte Benedikt baut körperlich ab, ist nach Angaben von Vertrauten aber geistig weiterhin sehr wach. Am Silvester-Nachmittag leitet Franziskus ein Dankgebet für das vergangene Jahr, am Vormittag des 1. Januar, dem katholischen Welttag für den Frieden, feiert der Papst eine Messe im Petersdom. Die Weihnachtszeit endet auch für Franziskus mit dem Dreikönigsfest am 6. Januar, das mit Messe im Petersdom gefeiert wird. Ab dem 15. Januar steht für Franziskus eine einwöchige Reise nach Chile und Peru auf dem Programm.

Julus-Müller meiningen

Artikel 2 von 4