wohnhaus in flammen

Zwölf Tote bei Brandtragödie in der Bronx

von Redaktion

New York – Der Geruch von Verkohltem liegt in der Luft. Langsam, fast wie in Zeitlupe bewegen sich Polizisten und Feuerwehrleute durch die nächtliche Kälte in der New Yorker Bronx, rangieren Fahrzeuge, knoten Absperrbänder an Straßenmasten und Autospiegel. Ein paar Schritte weiter liegt das Gebäude, dessen Fenster nur noch schwarzen Löchern gleichen. Hier tobte das Feuer, das zwölf Menschen tötete, darunter ein Baby und drei weitere Kinder. Mindestens 16 weitere sind auf einen Schlag obdachlos, vier davon schwebten gestern noch in Lebensgefahr. „Wir haben festgestellt, dass dieses Feuer in einer Küche im Erdgeschoss ausgebrochen ist“, sagte der Chef der New Yorker Feuerwehr, Daniel Nigro. Ein dreieinhalb Jahre alter Junge habe am Gasherd gespielt. Die Mutter des Jungen habe davon nichts mit bekommen und sei erst auf das Feuer aufmerksam geworden, als der Junge zu schreien begonnen habe.

„Wir haben heute Abend eine der schlimmsten Brandtragödien in mindestens einem Vierteljahrhundert gesehen“, sagte Bürgermeister Bill de Blasio nach einer Besichtigung des Brandorts am Abend. „Es ist eine entsetzliche Tragödie und Familien sind entzweit worden.“ Offenbar habe nichts am Zustand des Gebäudes zum Feuer beigetragen, sagte de Blasio. Er drängte Eltern, Kinder so weit wie möglich von Feuerquellen entfernt zu halten.

Der Brand war der schlimmste in New York seit 1990, als in einem nur zehn Autominuten entfernten Club 87 Menschen ums Leben kamen. 2007 hatte das überhitzte Kabel eines Heizgeräts ebenfalls in der Bronx ein Feuer verursacht, das zehn Menschen tötete, unter ihnen neun Kinder.

Die Katastrophe in der Bronx trifft eine gewöhnliche, eher schlichte Wohngegend. Besonders wohlhabend sind die Menschen, die dort am Donnerstagabend plötzlich von Sirenengeheul und Blaulicht überrascht wird, nicht. Der Bronx Zoo liegt nur ein paar Minuten entfernt, um die Ecke gibt es Restaurants, einen Spielplatz, kleine Geschäfte.

Kajha Moore sitzt im Dienst einer Sicherheitsfirma in der Lobby eines Nachbarhauses, als der Brand gegenüber zu wüten beginnt. „Man hörte Fenster knacken“, sagt sie. Noch vor Ankunft der Feuerwehr eilt ihr Kollege Francis Santana über die Straße und hilft denjenigen, die sich verzweifelt durch das Fenster nach draußen retten wollen. Ein Mann, der sich in Sicherheit bringen konnte, habe plötzlich barfuß mit zwei Kindern in der Lobby gestanden, sagt Moore. Neben ihr liegen ein paar Kleider, die Anwohner gestiftet haben. „Schuhe und eine Jacke und so Zeug, Pyjama-Hosen“, sagt sie. „Die Menschen kamen runter in den Sachen, die sie im Haus anhatten.“ Vor der Tür zu ihrer Lobby herrschen kräftige Minustemperaturen, die Kälte beißt sich bis unter die Haut.

Nach Angaben der Feuerwehr waren am Donnerstag mehr als 160 Feuerwehrleute im Einsatz. Mindestens zwölf Menschen wurden gerettet. Sechs der zwölf Todesopfer konnten nicht unmittelbar identifiziert werden, darunter ein Kind. Offiziellen Angaben zufolge brach das Feuer im Erdgeschoss des vierstöckigen Wohnhauses aus und breitete sich von dort aus rasch in obere Stockwerke aus. Nach einem Bericht der „New York Times“ lagen sechs Verstöße gegen städtische Auflagen vor. Darunter war auch ein defekter Rauchmelder im Erdgeschoss. Der Backsteinbau von 1916 mit mehr als 20 Wohnungen war demnach nicht brandsicher. Die Feuerwehr twitterte: „Diese Tragödie ist in ihrer Größe fraglos historisch. Unsere Herzen sind bei jenen Familien, die hier einen Angehörigen verloren haben und bei jenen, die um ihr Leben kämpfen.“

Einige der Überlebenden wurden in eine nahegelegene Schule gebracht, die als Notunterkunft diente. Anwohner wurden aufgerufen, Kleidung zu spenden. In der Nacht des Feuers herrschten Temperaturen bis zu minus zehn Grad Celsius. Auch für die kommenden Tage und Nächte wurden eisige Temperaturen vorausgesagt.

Artikel 4 von 6