Düsseldorf/Berlin – Helfer werden bespuckt, mit Böllern beworfen, gar mit Waffen bedroht: Immer neue Attacken auf Sanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten in Deutschland sorgen für Entsetzen. Auch Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery schlägt jetzt Alarm. „Die Politik muss dringend einen Kulturwandel befördern, damit man wieder begreift, dass diese Menschen Retter und Helfer sind“, sagte der Chef der Bundesärztekammer der „Rheinischen Post“.
Die Gewaltbereitschaft sei im Umfeld der Silvester-Feiern deutlich geworden. „Da sind Rettungssanitäter und Notärzte angegriffen worden, weil man sie für Repräsentanten der Staatsmacht hält“, sagte Montgomery. Schon im vergangenen Jahr hatten Menschen, die rücksichtlos und aggressiv gegen Helfer vorgehen, für Schlagzeilen gesorgt. Zuletzt hatte es in der Nacht zum Samstag in Berlin eine Attacke auf Rettungskräfte gegeben. Als zwei Sanitäter aus ihrem Rettungswagen stiegen, warf ein 37 Jahre alter Mann zunächst Böller auf sie. Danach soll er versucht haben, auf einen abgestellten Defibrillator zu urinieren. Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft verurteilte den Angriff. „Unsere Kräfte müssen geschützt werden“, sagte ein Sprecher. Die Justiz müsse so ausgestattet werden, dass sie die im vergangenen Jahr verschärften Gesetze zu Angriffen auf Rettungskräfte auch durchsetzen könne. Unter anderem war ein neuer Straftatbestand des „Tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte“ geschaffen worden, der eine Haftstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren ermöglicht.
Montgomery sagte, dass es auch in Notaufnahmestellen immer wieder passiere, dass Menschen sehr aggressiv würden. „Wir erleben derzeit eine totale Verrohung bei einigen Patienten und ihren Angehörigen gegenüber medizinischem Personal.“ In einigen Krankenhäusern gebe es deshalb bereits Sicherheitsdienste, um die Angestellten zu schützen. dpa