Aus dem Takt geraten

von Redaktion

München – Es gibt ja nicht mehr viel, worauf man sich verlassen kann. Wähler missachten einfach die Voraussagen von Wahlforschern, die Fußball-Bundesliga spielt plötzlich auch montags, und die S-Bahn macht sowieso, was sie will. Zu allem Überfluss sieht es nun so aus, als könnten wir selbst unseren Backöfen nicht mehr trauen. Und nicht nur ihnen: Auch den Mikrowellen, Radioweckern und Fernsehern nicht. Denn sie alle ticken nicht mehr ganz richtig.

Immerhin geht es nicht nur uns so. Ganz Europa hat derzeit damit zu kämpfen, dass die Uhren vieler Elektrogeräte plötzlich falsch laufen. Verantwortlich dafür sind nicht etwa Putins Hacker-Truppen. Nein, es liegt am Stromnetz. Dessen Frequenz ist nämlich für viele Geräte der Taktgeber bei der Zeitmessung – zumindest wenn sie nicht über Funk laufen. Doch unglücklicherweise ist das Netz derzeit nicht stabil, und somit auch der Takt nicht. Die Uhren gehen also nach. Und das jeden Tag ein bisschen mehr.

Seit Mitte Januar besteht dieses Problem schon, teilt der europäische Verband der Übertragungsnetzbetreiber auf seiner Internetseite mit. Tausende Menschen dürften seither im Vertrauen auf ihren Ofen den Bus verpasst haben. Und alles nur, weil ein einzelner Versorger nicht ausreichend Energie in das Netz einspeist. Welcher Lieferant der Schuldige ist, lässt der Betreiber-Verband offen. Man arbeite aber an einer Lösung – mit Hochdruck natürlich. Und da man das nun schon etwas länger tut, hat sich inzwischen eine Verspätung von fast sechs Minuten aufgetürmt.

Wer selbst ein betroffenes Gerät besitzt, sollte es übrigens nicht umstellen. Finger weg und kopfrechnen, raten Experten. Denn wenn der Fehler demnächst korrigiert ist, stellt sich auch die Zeitmessung langsam wieder von selbst richtig ein. Hat man die Uhr aber verstellt, ist sie dann plötzlich ihrer Zeit voraus. Sebastian Horsch

Artikel 10 von 11