Mühlheim/Ruhr – Vier Tage nach dem Verschwinden des Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub am Matterhorn läuft die Suche nach dem Unternehmer trotz sinkender Überlebenschancen weiter auf Hochtouren. Alle verfügbaren Kräfte seien im Einsatz, hieß es gestern bei der für die Bergrettung zuständigen Air Zermatt. Allerdings erschwerten Neuschnee und schlechte Sicht die Suche.
Haub wollte nach den bisherigen Erkenntnissen am Samstag eine Skitour unternehmen und war mit einer Seilbahn zum Klein Matterhorn gefahren. Die Bergstation liegt auf 3820 Metern. Von dort aus gibt es Abfahrten Richtung Zermatt und Italien. Dort verlor sich seine Spur. Haub war allein unterwegs, sein Handy war ab 8.33 Uhr abgeschaltet.
Der 58-Jährige ist einer der reichsten Deutschen. Das Vermögen der Unternehmerfamilie wurde zuletzt vom „Manager-Magazin“ auf rund 4,2 Milliarden Euro geschätzt. Haub steht seit Ende der 1990er-Jahre an der Spitze des Familienunternehmens, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören.
Nach Angaben der Kantonspolizei suchen Spezialisten seit Tagen nach dem vermissten Unternehmer. Es habe zahlreiche Überflüge mit Hubschraubern in der Bergregion rund um das Matterhorn gegeben, Bergungsspezialisten hätten sich auch in Gletscherspalten abgeseilt, so die Polizei in Zermatt. „Das Gelände ist sehr schwierig, hochalpin und sehr zerklüftet“, sagte er. Zudem habe es am Dienstag in dem Gebiet geschneit, was die Suche erschwert habe.
Neuschnee und schlechte Sicht machten die Suche zu einem schwierigen Unterfangen, sie werde jedoch nicht abgebrochen, sagte auch der Sprecher der italienischen Bergrettung, Walter Milan. „Die Suche ist sehr schwierig, das Gebiet ist sehr groß und die Spuren sind verwischt“, berichtete Milan. Auch gebe es viele Gletscherspalten. Ein Hubschrauber könne derzeit nicht eingesetzt werden. Man hoffe auf ein Schönwetter-Fenster am Freitag. „Es kann ein Wunder geschehen, aber das Wetter hilft nicht.“ Haubs Familie habe sich bereiterklärt, mit einer großen Summe die Suche zu finanzieren.
Die Walliser Staatsanwaltschaft sagte gestern Nachmittag auf einer Pressekonferenz, es werde umfangreich ermittelt. Es sei nicht klar, ob ein Unglück oder ein Verbrechen vorliegt. Haubs Bruder Christian will die Hoffnung auf ein gutes Ende nicht aufgeben: „Mein Bruder ist ein sehr erfahrener Skitourengänger und Bergsteiger, so dass wir trotz der Zeit, die inzwischen verstrichen ist, die Hoffnung nicht aufgeben, ihn bald zu finden.“