San Cristóbal – Nachdem ein deutscher Globetrotter im Süden von Mexiko erschossen in einem Abgrund in 200 Meter Tiefe unterhalb einer Landstraße im Bundesstaat Chiapas entdeckt worden war, sagte Staatsanwalt Luis Alberto Sánchez, alles deute auf einen Raubüberfall hin. Im Schädel des Toten sei ein Einschussloch entdeckt worden. Der Bruder des Opfers hofft nun, die Leiche nach Deutschland bringen zu können. „Unsere Mutter fragt täglich, wann ich ihn nach Hause bringe“, sagte der Mann. „Tausende Kilometer von hier entfernt, auf der anderen Seite eines enormen und tiefen Ozeans, durchleidet eine Mutter das Schlimmste, was einer Frau, die Leben geboren hat, geschehen kann“, schrieb er auf Facebook. „Seine Mutter möchte ihrem Sohn eine würdevolle Bestattung ermöglichen. Denn für sie gibt es dieses Jahr keinen glücklichen Muttertag. Für sie gibt es bloß Trauer und Schmerz.“
Der 43-Jährige aus Freigericht bei Frankfurt/Main war seit vier Jahren mit seinem Rad unterwegs. Auf seiner Reise durch Europa, Asien und Amerika hatte er über 60 000 Kilometer bis Mexiko zurückgelegt. „Ich muss sagen, dass ich anfange, mich in dieses Land zu verlieben“, schrieb der Globetrotter in seinem Blog. Das letzte Foto zeigt ihn mit einem befreundeten Radwanderer auf dem Platz Zócalo im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt.
Seit dem 20. April galt der Deutsche als vermisst. Vor gut einer Woche wurde seine Leiche mit der eines polnischen Radfahrers entdeckt, der zu Beginn der Woche identifiziert worden war. Sein Kopf war vom Körper abgetrennt. Fahrradfahrer in Mexiko protestierten gegen die Gewalt und forderten eine rasche Aufklärung der Tat. Mexiko wird von einer beispiellosen Welle brutaler Verbrechen überrollt. Mit mehr als 29 000 Tötungsdelikten war 2017 das blutigste Jahr in der jüngeren Geschichte des Landes. Rund 30 000 Menschen gelten als verschwunden.