Neu-Delhi – In Rettungsbooten bringen Menschen ihre Habseligkeiten in Sicherheit, viele müssen sich an Dächer klammern, Hunderttausende harren in Notunterkünften aus: Die nach offiziellen Angaben schlimmste Flut seit 100 Jahren hat den südindischen Bundesstaat Kerala fest im Griff. Wassermassen haben mehr als 100 000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Staatsregierung bemühe sich, Trinkwasser, Nahrung und Medikamente auf dem Luftweg zu ihnen zu bringen, sagte der Landwirtschaftsminister von Kerala. Eine per Hubschrauber geborgene Frau hat kurz nach ihrer Rettung einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Marineoffizier Vijay Verma sagte, die Fruchtblase der 25-Jährigen sei bereits geplatzt, als sie an Bord des Helikopters gehievt wurde. Die Schwangere vom Dach ihres Hauses in den Hubschrauber zu bringen, sei eine sehr große Herausforderung gewesen. „Wir haben sie hochgewunden, das dauerte aber etwas, weil wir erst zwei Helfer zu ihrer Unterstützung herunterlassen mussten“, sagte er.
Bei langsam nachlassenden Regenfällen geht es nun darum, die Überlebenden zu versorgen und die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Die Herausforderung für die Helfer ist gewaltig: Zwischen 800 000 und eine Million Menschen seien in Notunterkünften untergebracht, sagte der Landwirtschaftsminister von Kerala, VS Sunil Kumar. Zehntausende warteten noch auf Dächern auf Hilfe.
In der Region sind mehr als 40 Flüsse über die Ufer getreten, 80 Dämme mussten geöffnet werden. Straßen wurden zu Flüssen, Brücken stürzten ein, vielerorts gibt es keine Telefonverbindungen und keinen Strom mehr, es besteht Seuchengefahr. Seit 8. August kämpfen die Menschen gegen die Wassermassen. Mehr als 350 Menschen starben bereits. Die meisten Opfer ertranken oder kamen bei Erdrutschen um. Indiens Regierungschef Narendra Modi versprach, Nothilfe zu schicken. Die Monsunsaison dauert in Indien von Juni bis September. Die Regenfälle sind unerlässlich für die Landwirtschaft der Region, können aber enorme Zerstörungen anrichten.