Limburg – Mit Aussagen und Erklärungsversuchen der Angeklagten ist der Prozess um die Kinderporno-Plattform „Elysium“ fortgesetzt worden. Ein 40-Jähriger aus dem hessischen Kreis Limburg-Weilburg räumte vor dem Landgericht Limburg zwar unter anderem ein, die Technik dafür bereitgestellt zu haben. Allerdings habe er nur mitgemacht, um Daten über die Szene zu sammeln und diese später der Polizei zu übergeben. So habe er bei der Aufklärung helfen wollen.
Ein 47 Jahre alter Angeklagter aus dem Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg gestand, Kinderpornos besessen und bei „Elysium“ unter dem Spitznamen „Panda“ Chats betreut zu haben. Es sei darum gegangen, den „Anstandswauwau“ zu spielen und die Online-Gespräche „sauber“ zu halten. Tabus seien etwa Pöbeleien oder rechtsextreme Parolen gewesen, erklärte der Mann. Er habe mitgemacht, weil er nicht Nein sagen könne. Die Inhalte hätten ihm eigentlich nicht gefallen.
Bei „Elysium“ konnten Fotos und Videos schwersten sexuellen Kindesmissbrauchs getauscht werden. Die Plattform war etwa ein halbes Jahr im Darknet, dem verborgenen Teil des Internets, online und hatte mehr als 111 000 Nutzerkonten weltweit. Im Juni 2017 wurde sie von Ermittlern abgeschaltet.
Angeklagt sind außerdem ein 58-Jähriger aus dem Kreis Tübingen in Baden-Württemberg sowie ein 62-Jähriger aus Landsberg am Lech in Bayern. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wirft den vier Männern vor, „Elysium“ betrieben oder sich daran beteiligt zu haben. Der 62-Jährige ist außerdem angeklagt, die vier und sechs Jahre alten Kinder eines „Elysium“-Mitglieds aus Österreich mehrfach sexuell missbraucht und davon Aufnahmen gemacht zu haben.
Die Männer verfolgten den Prozess äußerlich reglos. Es sind unscheinbare Typen, einer mit Bauch und Halbglatze, einer mit dünnem Haar, der Älteste mit weißem Zopf. Erkannt werden wollten sie nicht: So wie sie sich im Darknet mutmaßlich hinter Spitznamen wie „Skorpion“ und „Panda“ versteckten, so verbargen sie ihre Gesichter im Gericht vor den Objektiven der Kameraleute hinter Aktenordnern.
Der Verteidiger verlas für den 40 Jahre alten Angeklagten eine Erklärung, wonach dieser Familienvater und gegen Kinderpornografie sei. Er habe auch keine pädophile Neigung. Der Mann gehört demnach zur Hacker-Szene. Sein Technik-Interesse habe ihn zur Kinderporno-Szene geführt. Die Idee sei gewesen, nach Lücken im System zu suchen und Daten für die Polizei zu sammeln. Das Gericht hakte mehrfach nach: Warum seien Monate verstrichen, ohne dass sich der 40-Jährige an Ermittler gewandt habe? Das habe er nach seinem Urlaub im Sommer 2017 tun wollen, sagte der Angeklagte. Dazu sei es aber wegen seiner Festnahme nicht gekommen.
Den Prozess macht nicht nur besonders, dass es um die mutmaßlichen Chefs einer Kinderporno-Plattform geht, sondern auch, dass diese in Deutschland online ging. Die meisten Dateien, die bei „Elysium“ veröffentlicht und getauscht wurden, waren schon älter. Einige Aufnahmen kursierten seit Jahren in der Szene. Auf „Elysium“ sei aber auch neues kinderpornografisches Material aufgetaucht.
Der Prozess wird fortgesetzt. Dann werden auch die anderen Angeklagten aussagen.