Waldbrand bei Berlin

Knapp der Feuersbrunst entgangen

von Redaktion

Von Rochus Görgen

Treuenbrietzen – Das Flammenmeer in Brandenburg schreckt am Freitag auch viele Menschen in Berlin auf. Wind weht am Morgen gigantische Rauchwolken von Treuenbrietzen in Potsdam-Mittelmark bis ins Regierungszentrum. Besorgte Anrufer melden sich bei der Polizei, die Feuerwehr ruft dazu auf, Fenster geschlossen zu halten. Mit einem Windwechsel verzieht sich in Berlin später der Rauch. Doch bei Treuenbrietzen geht der Kampf gegen den Waldbrand auf rund 400 Hektar Fläche weiter.

Die Helfer bieten auf, was das Material hergibt. Aus dem ganzen Land Brandenburg sind Löschzüge der Feuerwehr angerückt. Die Polizei setzt ihre Wasserwerfer ein, um die Flammen zu ersticken. „Wir werden noch am Samstag zu tun haben“, sagt Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Brandort.

Ein Hubschrauber der Bundeswehr fliegt ständig, um immer wieder Wasser in einem See aufzunehmen und auf die bis zu 1000 Grad heiße Glut zu werfen. Denn manche Waldflächen können die Helfer nicht betreten – zu groß ist die Gefahr, dass im Wald noch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg explodiert. Auch ein Löschpanzer kommt zum Einsatz.

Drei Ortschaften waren mit zusammen 500 Menschen evakuiert worden – weil ein Übergreifen der Flammen nicht mehr ausgeschlossen werden konnte. „So was haben wir noch nicht einmal im Krieg erlebt“, sagt die 76 Jahre alte Anita Biedermann aus Frohnsdorf, als sie auf den Sonderbus in Richtung Notquartier wartet. Medikamente, Ausweise und eine Jacke – das müsse genügen, sagt die Rentnerin. Der Bus bringt sie zur Stadthalle im nahen Treuenbrietzen. Am nächsten Morgen kommt eine erste Entwarnung. Die Rentnerin und die anderen Menschen aus der Ortschaft Frohnsdorf dürfen in ihre Häuser zurück. „Wir haben Glück gehabt im Unglück“, sagt Biedermann.

Für die gute Nachricht ist auch Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) in die Turnhalle gekommen. „Es war hochgefährlich“, berichtet er. Das Feuer sei dicht an die Häuser herangekommen. Es sei noch nicht absehbar, wann allgemein Entwarnung gegeben werden könne. „Es kann sich um Tage handeln.“ Denn immer wieder könne der Wind drehen. Wie es zu der Beinahe-Katastrophe kommen konnte, ist unklar. War es Brandstiftung? Eine weggeworfene Zigarette? Das könne noch nicht gesagt werden. „Die Ermittlungen der Polizei laufen“, sagt Woidke.

Zwei Dinge sind aber jetzt schon klar. Zig Tausende Hektar Wald in Brandenburg sind noch immer Munitionsverdachtsflächen. Das sei ungefährlich, wenn der Wald nicht betreten werde – aber ein Problem bei Großbränden, sagt Woidke. „Wir müssen uns auch stärker um diese Flächen kümmern.“ Und es soll eine Wiederaufforstung geben – möglichst als Mischwald statt der bisherigen, leicht brennbaren Monokulturen aus Kiefern. Denn: „Da, wo Mischwald steht, hat das Feuer keine Chance gehabt.“

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