Madrid – Für die einen ist eine Zigarette am Strand der pure Urlaubsgenuss, für andere sind Kippen im Sand der Alptraum. In Spanien werden derzeit Rufe nach „playas sin humo“ (rauchfreien Stränden) lauter. Immer mehr Gemeinden kommen der Forderung nach – so auch der berühmte Badeort Lloret de Mar in Katalonien in diesem Sommer.
„Sein Handtuch ausbreiten zu können, ohne zu befürchten, es auf Zigarettenkippen abzulegen, ist etwas, für das man auf der ganzen Welt dankbar ist“, sagte der Stadtrat Jordi Orobitg spanischen Medien. In mehreren Sprachen verfasste Banner weisen die jährlich 1,3 Millionen Besucher auf das Verbot hin. Das Rathaus habe einige Beschwerden erhalten, jedoch überwiege der Zuspruch der Feriengäste, betonte Orobitg.
Vorreiter der Idee war die Region Galicien im Nordwesten des Landes, wo 2012 eine solche Maßnahme gestartet wurde. Heute gibt’s auch in Katalonien, auf Ibiza und der Kanareninsel Gran Canaria vereinzelt Verbote. Auf Mallorca hingegen gibt es noch keine Gemeinde, die Rauchen an Stränden verbietet, wie eine Sprecherin des Verbandes der Kommunen FELIB bestätigte. Neu hinzugekommen ist stattdessen im Sommer Andalusien. Bußgelder werden bislang bei Verstößen aber nicht verhängt, da dies im spanischen Anti-Tabak-Gesetz nicht vorgesehen ist. Nur auf Gran Canaria kostet das Qualmen bis zu 450 Euro.
Und wie schaut es in anderen Mittelmeerländern aus? In Frankreich hat die Stadt Nizza an der Côte d’Azur vor Jahren einen Strand zur Nichtraucherzone erklärt. Auch in Cannes wurden Strandabschnitte zur Nichtraucherzone erklärt. Bei Verstößen droht ein Bußgeld von 38 Euro, wie es auf der Webseite der Stadt heißt. In Cap Ferret am Atlantik hat die Gemeinde zwar an einem Strand Schilder „Strand ohne Tabak“ aufgestellt, setzt aber auf Freiwilligkeit. Und in der Hauptstadt Paris werden derzeit sechs Nichtraucher-Parks getestet. Bußgelder für Raucher sind nicht vorgesehen.
Auch in Italien gibt es rauchfreie Strände von Ligurien bis ins südliche Kalabrien. In Bibione an der Adria bescherte das Projekt „Respira il mare“ (Deutsch etwa: „Atme Meeresluft“) 2014 dem Land den ersten rauchfreien Strand überhaupt. „Bis jetzt hat sich niemand beschwert“, betont eine Sprecherin des Tourismusbüros in Bibione. Laut italienischen Medien fangen die Bußgelder bei 25 Euro an.