Florenz – Wer nach Florenz kommt, der bewundert nicht nur die Gemälde in den Uffizien, sondern erfreut sich auch an kulinarischen Spezialitäten. Eine davon ist die sogenannte Focaccia, ein knuspriges Fladenbrot aus Hefeteig, Olivenöl und Salz, das etwa mit Fenchel-Salami, Mozzarella und Tomaten oder Rohschinken gefüllt wird. Touristen aus aller Welt sind dieser Street-Food-Delikatesse längst auf die Spur gekommen, eine Tatsache, die einerseits zu kaufmännischer Zufriedenheit der Verkäufer, aber auch zum Unmut der Anwohner und der Konkurrenz geführt hat. Man kann es so sagen: Die Focaccia hat Unfrieden in der Stadt der Medici ausgelöst.
Seit ein paar Wochen ist deshalb eine Aufsehen erregende Verordnung des Bürgermeisters in Kraft, der zufolge das Essen im Gehen oder Sitzen auf der Straße verboten ist. Die Verordnung gilt in vier Straßen in der Altstadt, dort sind die meisten Street-Food-Läden aktiv. Sämtliche Geschäfte in der Zone zwischen Uffizien und Piazza del Grano wurden verpflichtet, auch eine englische Version der Verordnung ins Schaufenster zu hängen. Das Verbot gilt zur Mittags- und zur Abendessenszeit, wenn sich besonders viele Hungrige vor und um die Geschäfte versammeln, die die Delikatessen verkaufen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen zwischen 150 und 500 Euro geahndet.
Grund für das strikte Vorgehen sind die Beschwerden von Anwohnern und Geschäftsinhabern, die weniger profitieren als die Focaccia-Verkäufer. Sie bemängeln das Gedränge auf der Straße und auf dem Bürgersteig, beschweren sich über vor Laden- und Hauseingängen rastende Touristen, die nicht selten Papier oder Essensreste hinterließen. Aktiv wurde die Stadtverwaltung, nachdem sich Ende August ein libanesischer Geschäftsinhaber in der Via dei Neri mit drei Touristen aus Spanien in die Haare kam. Der Lederwarenverkäufer hatte die Focaccia-Genießer vor seinem Schaufenster aufgefordert, Platz zu machen. Offenbar reagierten die Touristen aber nicht auf die Aufforderung, es kam zu Handgreiflichkeiten. Die Verordnung soll derartige Zwischenfälle verhindern. „Die Touristen, die sich bei uns so wie bei sich zuhause verhalten, werden immer unsere geschätzten Gäste sein“, versicherte Bürgermeister Dario Nardella. „Nur wer Florenz liebt, verdient Florenz!“. Julius Müller-Meiningen