Kertsch – Ein brutaler Angriff in einer Schule hat die von Russland annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim erschüttert. Ein Schüler tötete in Kertsch 19 Menschen und verletzte mehr als 40 Kameraden. Der 18-Jährige soll in der Kantine eine mit Metallteilen gefüllte Bombe gezündet haben und auf seine Mitschüler geschossen haben. Daraufhin habe er sich nach Angaben des Staatlichen Ermittlungskomitees selbst erschossen. Sein Körper sei in der Bibliothek der Schule gefunden worden.
Der Vorfall ereignete sich in einer Berufsschule in Kertsch auf der ukrainischen Krim, die sich Russland 2014 einverleibt hatte. Völkerrechtlich gilt die Halbinsel aber noch immer als Teil der Ukraine. Sowohl Kremlchef Wladimir Putin als auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko drückten ihre Anteilnahme aus.
Russland reagiert auf alle Vorfälle auf der Krim sehr nervös, denn die Annexion der Halbinsel ist international nicht anerkannt. Moskau fürchtet vor allem Unruhe unter den Krimtataren, die loyal zur Ukraine standen. Vor dem Schulgebäude fuhren gepanzerte Mannschaftstransporter auf. Die Ukraine erhöhte ihrerseits die Sicherheit an den wenigen Übergängen von und zur Krim.
Zunächst waren die russischen Behörden von einem Terroranschlag ausgegangen. Deshalb setzten sie starke Sicherheitskräfte in Marsch. Als sie später einen Schüler aus dem vierten Lehrjahr als mutmaßlicher Täter identifizierten, wurde nur noch wegen Mordes ermittelt.
Bei der Untersuchung am Tatort fanden die Ermittler auch einen zweiten Sprengsatz, der jedoch nicht explodiert war. Die Bombe sei unschädlich gemacht worden. Wie der junge Mann an die Munition gekommen war und ob er Komplizen bei der Vorbereitung hatte, war bislang nicht bekannt.
Die meisten Opfer waren jugendliche Schüler des berufsbildendenden Kollegs. Sie starben nach Angaben der Ermittler vor allem an Schusswunden und nicht durch die Explosion. dpa