Gera – Fast 30 Jahre nach dem Mord an einem kleinen Mädchen aus Weimar soll der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder beginnen. Der 66-Jährige steht von diesem Dienstag an vor dem Landgericht. Der Angeklagte wurde im März festgenommen – nach intensiven Ermittlungen der mit ungeklärten Kindermorden aus den 1990er Jahren im Jenaer Raum befassten Sonderkommission „Altfälle“.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen vor, die Zehnjährige Ende August 1991 von der Teufelstalbrücke der Autobahn 4, etwa 20 Kilometer östlich von Jena, gestoßen zu haben. Zuvor soll er das Kind aus dem Weimarer Goethepark herausgelockt haben, um sich an ihm zu vergehen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Mord aus, mit dem der Angeklagte den Missbrauch vertuschen wollte.
Der 66-Jährige, der ursprünglich aus dem Raum Weimar stammt, sitzt seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft. Er ist wegen Missbrauchs an Kindern vorbestraft. Als ein Spezialeinsatzkommando die Wohnung des Mannes in Berlin stürmte, soll er Polizisten mit einer Eisenstange angegriffen haben.
Später nannte die Polizei Details zu den Ermittlungen. Demnach gestand der Angeklagte die Tötung Stephanies bei einer ersten Vernehmung nach seiner Festnahme. Dass es so viele Jahre nach einer Tat noch zum Prozess komme, sei bisher noch eine Seltenheit, dies könne sich dank neuer Kriminaltechnik aber ändern, sagte Gerichtssprecherin Silke Hollandmoritz. Auf den mutmaßlichen Mörder Stephanies kam die Polizei durch neue Methoden zur Gen-Analyse und moderne Computertechnik. dpa