Amritsar – In der Nähe brennt ein Feuer, es ist dunkel, Böller knallen. Hunderte Menschen feiern am Freitagabend nahe der Stadt Amritsar in Indien das Hindu-Fest Dussehra. Bildnisse des Dämonengottes Ravana werden verbrannt, es ist laut und voll. Viele Leute stehen auf Bahngleisen. Dann kommt ein Zug und fährt sie um. Mindestens 61 Menschen sind tot, darunter auch Kinder. 134 werden verletzt, manche von ihnen schwer.
Bis zu 700 gläubige Hindus hatten laut dem Sender Times Now nahe den Schienen gefeiert. Verletzte Zeugen sagten NDTV, dass viele Leute auf den Gleisen standen, weil diese höher gelegen waren. Das Feuer sei von dort besser zu sehen gewesen. Es hieß, wegen der lauten Böller hätten die Menschen den herannahenden Zug nicht gehört.
Einen Tag danach wurden kritische Stimmen laut: Wie konnte es zu dem Unglück in dem nördlichen Bundesstaat Punjab kommen? Warum wurde das Fest so nahe an den Gleisen genehmigt? Weshalb wurde nichts unternommen, um den Zug zu stoppen? Wer trägt die Schuld?
Ministerpräsident Amarinder Singh ordnete am Samstag eine behördliche Untersuchung an. Innerhalb von vier Wochen sollen Ergebnisse vorliegen, schrieb die „Times of India“. Die Polizei begann mit Ermittlungen und nahm den Lokführer für Vernehmungen vorübergehend fest. Laut der Nachrichtenagentur IANS sagte der Mann, er habe ein grünes Signal gehabt und nicht gewusst, dass Hunderte Menschen auf den Schienen standen. Die „Times of India“ schrieb, der Rauch des Feuerwerks behinderte seine Sicht.
Die Eisenbahngesellschaft weist jede Verantwortung von sich. Die Bahn sei nicht vorab über die Feierlichkeit informiert worden. Die Menschen müssten besser aufpassen, um nicht in den Schienenbereich zu treten.
Gegen die Veranstalter des Festes wurde zunächst nicht vorgegangen. Die Familien von Opfern protestierten am Samstag an der Unglücksstelle und forderten Aufklärung. Leichname wurden zur Einäscherung auf Holzstöße gelegt. Die Politik reagiert schockiert und traurig. Der indische Premierminister Narendra Modi drückte sein Mitgefühl auf Twitter aus. „Die Tragödie ist herzzerreißend.“ Ministerpräsident Singh ordnete angesichts der Tragödie eine eintägige Trauer in dem Bundesstaat an. dpa