Mumbai – „Klick, klack, klack, klack, klack, klack, ding“ tönt es aus einem Haus im indischen Mumbai. Chandrakant Bhide ist wieder bei seiner Arbeit: Konzentriert haut der 72-Jährige in die Tasten einer sperrigen Schreibmaschine und „malt“ Porträts berühmter Persönlichkeiten. Von Politikern über Stars zu Comicfiguren – in einem halben Jahrhundert hat er rund 150 solcher Schreibmaschinenkunstwerke kreiert.
„Ich habe viele Persönlichkeiten geschaffen – Mahatma Gandhi, Jawaharlal Nehru, Indira Gandhi, Charlie Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy“, sagt der Rentner stolz. „Dies ist mein Hobby, meine Leidenschaft.“ In der Wirtschaftsmetropole Mumbai ist er inzwischen eine Berühmtheit.
Sein ungewöhnliches Talent entdeckte Bhide Ende der 60er-Jahre als kleiner Bankangestellter. Eigentlich wollte er als junger Mann auf die Kunstschule und Grafiker werden, doch seine Familie konnte die Gebühren nicht aufbringen. Also besuchte er Kurse für Maschinenschreiben und Stenografie und arbeitete danach in der Verwaltungsabteilung der Union Bank of India. 1967 bat ihn sein Chef, eine Liste aller Mitarbeiter samt Durchwahl zu tippen. „Ich tippte sie in der Form eines Telefons und dachte: ,Das ist ja fantastisch, ich kann damit Kunst machen‘ – allen anderen schien es auch zu gefallen“, erinnert er sich.
Bhide begann, zum jährlichen Fest des Hindu-Gottes Ganesha mit der x-Taste Bilder zu Ehren der elefantenköpfigen Gottheit zu tippen. Während er Ganesha in 15 Minuten getippt hat, braucht er für ein bekanntes Gesicht einige Stunden. Es ist eine mühevolle Arbeit: Mit der linken Hand steuert Bhide die Papierwalze, während er mit dem rechten Zeigefinger die Tastatur bearbeitet. „Tippen erfordert Hingabe und Konzentration“, betont er. „Ein Strich an der falschen Stelle, und man muss von vorn anfangen – es ist nicht wie beim Computer, wo man löschen kann.“ Bhide arbeitet nie auf Bestellung, seine Kunstwerke sind nicht käuflich.