Hat der Einheitskanzler das verdient?

von Redaktion

Billige Sperrholz- und Betonplatten säumen das Grab, auf dem ein dichter Teppich aus Herbstlaub fault. Dazwischen einige Büschel Heidekraut und welkendes Grün. Einzig ein paar weiße Christrosen erhellen das triste Novembergrau. Statt eines Grabsteins verrät ein schlichtes Holzkreuz, wer an diesem Ort zur letzten Ruhe gebettet wurde: der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Als Sterbedatum ist der 16. Juni 2017 ins Holz graviert. Eineinhalb Jahre nach dem Tod des Politikers wirkt sein eingezäuntes Grab auf dem Friedhof des Domkapitels in Speyer eher nüchtern-improvisiert als liebevoll gestaltet. Besucher fragen sich: Hat der Kanzler der Einheit das verdient? Bereits im Februar diesen Jahres äußerte Helmut Kohls ältester Sohn Walter großen Unmut über die letzte Ruhestätte seines berühmten Vaters. „Ich glaube, mein Vater wäre entsetzt, wenn er sein eigenes Grab sehen könnte“, schimpfte Walter Kohl.

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