Goldschakale verbreiten sich

von Redaktion

Wien/Kiel/Hamburg – Nach dem Wolf kommt der Schakal: In Europa hat sich in den vergangenen Jahren, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, ein weiteres Raubtier ausgebreitet. Auch in Deutschland wurden bereits Goldschakale nachgewiesen.

Die Tiere sind eng verwandt mit dem Wolf – und zahlreich. Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) zufolge leben mittlerweile bis zu 117 000 Goldschakale in Europa. Zum Vergleich: Der Wolfsbestand wird auf 17 000 Tiere geschätzt. Der Goldschakal wird bis zu 80 Zentimetern lang und wiegt ausgewachsen bis zu elf Kilogramm. Im Vergleich dazu sind Wölfe viel größer – sie werden bis zu zwei Metern lang und wiegen bis zu 80 Kilogramm.

„Wandernachweise der Goldschakale finden sich mit Frankreich bis in den äußersten Westen und mit Estland auch in den Norden Europas“, sagt die Wildtierexpertin Nina Gandl vom WWF Deutschland. Ursprünglich siedelten Goldschakale (Canis aureus) in Europa vor allem im südöstlichen Balkan. Doch seit einigen Jahren breiten sie sich immer weiter nach Mitteleuropa aus.

„Es ist offensichtlich, dass sich da was tut“, sagt auch Jennifer Hatlauf vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Der Goldschakal sei ein Generalist, der sich gut an verschiedene Lebensräume, auch Kulturlandschaften, anpassen könne. „Man kann kaum ein Habitatmodell erstellen, weil er beinahe überall zurechtkommt.“ In etablierten Wolfsterritorien wird der Goldschakal sich bisherigen Erkenntnissen zufolge aber kaum niederlassen – sein großer Bruder stellt eine tödliche Gefahr dar.

Auch in Deutschland sind Goldschakale unterwegs. Erste bestätigte Nachweise gab es bereits 1997 im südlichen Brandenburg. 2012 tappte ein Goldschakal im Bayerischen Wald in eine Fotofalle. 2017 wurde auf der A 9 nahe Freising in Oberbayern ein Goldschakal überfahren. In Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Niedersachsen und Brandenburg wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls Tiere nachgewiesen.

In Österreich gibt es deutlich mehr Hinweise als in Deutschland. Forscher gehen davon aus, dass die Tiere sich auch bei uns ausbreiten. In Ländern wie Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulgarien und Serbien sind die scheuen Tiere längst in großer Zahl unterwegs. Der Goldschakal ist die einzige in Europa vorkommende Schakalart. In der afrikanischen Savanne lebt der Schabrackenschakal (Canis mesomelas), in Afrika südlich der Sahara der Streifenschakal (Canis adustus). Goldschakale hingegen sind im Nahen Osten, in Indien und in weiteren Regionen Asiens besonders häufig.

Die Tiere fressen eigentlich alles – von Kleinsäugern, Amphibien und Fischen bis hin zu Insekten, Aas und pflanzlicher Nahrung wie Äpfeln und Früchten. Übergriffe auf Nutztiere seien aber sehr selten, sagt der Sprecher des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums. BIRGITTA VON GYLDENFELDT

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