Traumreise wird zum Horrortrip

von Redaktion

Was für eine Albtraum-Kreuzfahrt! Bei einem Sturm ist ein Kreuzfahrtschiff mit 1373 Menschen an Bord vor der norwegischen Küste in Seenot geraten. Unter den Passagieren sind zwei Deutsche.

Oslo – Endlich: Das bei stürmischer See vor der norwegischen Küste havarierte Kreuzfahrtschiff „Viking Sky“ ist am Sonntagnachmittag in einen Hafen geschleppt worden. Die „Viking Sky“ war am Samstag wegen Problemen mit dem Antrieb in einem gefährlichen Abschnitt der zentralen Westküste Norwegens in Seenot geraten. 915 Passagiere und 458 Besatzungsmitglieder waren an Bord des 227 Meter langen Schiffes. Die meisten Fahrgäste sind laut Behördenangaben Briten und Amerikaner. Auch zwei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit, 74 und 66 Jahre alt, zählten zu den Passagieren.

Hubschrauber brachten in einer dramatischen Aktion bis zum Morgen fortwährend kleine Gruppen von jeweils rund 15 Passagieren an Land, wie die Kommune Fræna bei einer Pressekonferenz mitteilte. „Sie hatten keine gute Nacht, sie hatten Angst“, sagte ein Sprecher. 25 Passagiere seien ins Krankenhaus gebracht worden. Drei der Verletzten, von denen einer über 90 Jahre alt und die anderen beiden über 70 Jahre alt sind, erlitten den Angaben zufolge Knochenbrüche.

Am Ort der Havarie herrschte hoher Seegang, der die Rettung erschwerte. 460 der insgesamt 1373 Passagiere waren per Hubschrauber von dem havarierten Schiff an Land geflogen worden.

Aufnahmen von Bord des Schiffes zeigten dramatische Szenen: Die „Viking Sky“ schwankte heftig, durch die Fenster sahen die Passagiere riesige Wellen. Sessel, Tische und Pflanzen rutschten im Schiff hin und her, einer Frau fiel ein Brett auf dem Kopf. Viele Menschen an Bord trugen Rettungswesten. „Ich habe noch nie etwas so Beängstigendes erlebt“, berichtete die Passagierin Janet Jacob nach ihrer Rettung. Der Passagier Rodney Horgan sagte, die Situation habe ihn an die „Titanic“ erinnert. „Das beste Wort dafür ist, glaube ich, surreal“, sagte er. Durch meterhohe Wellen sei Wasser in das Schiff eingedrungen, das Tische, Stühle und Menschen umgerissen habe. „Ich habe gestanden, meine Frau hat vor mir gesessen und plötzlich war sie weg. Ich habe gedacht: Das ist das Ende.“ Der Passagier Ryan Flynn verbreitete bei Twitter ein Video, auf dem zu sehen ist, wie sein 83-jähriger Vater in einen Hubschrauber hochgezogen wird. „Wir haben das Schiff alle wohlbehalten verlassen“, berichtete er.

Laut Rotem Kreuz sind viele der Passagiere traumatisiert. Sie werden psychologisch betreut. Die „Viking Sky“ war im Küstenabschnitt Hustadvika unterwegs, einem Seegebiet, das unter anderem wegen zahlreicher kleiner Inseln und Riffe als gefährlich gilt. Dort ist es in der Vergangenheit schon häufiger zu Schiffsunfällen gekommen. Laut dem norwegischen Sender NRK war die „Viking Sky“ zeitweise nur noch 100 Meter davon entfernt, auf Grund zu laufen.

Die Gäste der 2017 in Betrieb genommenen „Viking Sky“ waren auf Kreuzfahrt entlang der norwegischen Westküste. Die nächste Etappe des Schiffs hätte ab Mittwoch an Skandinaviens Küste entlang und durch den Nord-Ostsee-Kanal gehen sollen.

Die Einsatzkräfte in dem Gebiet hatten am Samstag auch die neunköpfige Besatzung eines in Seenot geratenen Frachters retten müssen. Die „Hagland Captain“ hatte ebenfalls einen Maschinenschaden und bekam daraufhin ebenso wie das Kreuzfahrtschiff Schlagseite, wie der südnorwegische Rettungsdienst mitteilte. Der Frachter war auf dem Weg zur „Viking Sky“, um zu helfen.

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