Bangkok – Seit zweieinhalb Jahren ist er König, nun folgt also die Krönung. Am Samstag sollen alle 70 Millionen Thailänder deshalb gelb tragen. In der Hauptstadt ist der Monarch überlebensgroß auf Plakaten auf hohen Gebäuden abgebildet. Sein Antlitz ziert ebenso Geldscheine und Münzen. Viel Aufsehen erregte er auch 2017, als er aus der Ferne seiner Schwester verbot, in die Politik zu gehen. Ebenso haben die Thailänder Maha Vajiralongkorns wenig standesgemäße Auftritte während seiner vielen Deutschland-Aufenthalte zur Kenntnis genommen – es gibt Fotos von ihm aus dem Unterallgäu, wo er bei einer Pause von einer Radtour untenherum nur in Unterhose zu sehen ist, ebenso Fotos, die ihn mit nacktem Oberkörper auf dem Flugplatz zeigen.
Am Samstag wird der Monarch prachtvoll gekleidet sein wie nie zuvor: In handgesticktem Ornat, in goldenen Knickerbockern und mit Pantoffeln, deren Sohle aus Blattgold besteht. Und: mit Krone. 30 Monate nach dem Tod seines Vaters Bhumibol darf sie nun Maha Vajiralongkorn endlich tragen.
Wenn der Pomp vorüber ist, wird Rama X. – so der offizielle Name – alle Würden eines Thai-Monarchen haben. Künftig darf er unter einem neunstufigen Schirm sitzen, was dort noch wichtiger ist als die Krone. Zudem darf er sich Devajara nennen, göttlicher Herrscher.
Dies war zuvor sieben Jahrzehnte lang Bhumipol, der Vater von Rama X.. Bhumibol blieb so lange an der Macht wie kein anderer König der jüngeren Weltgeschichte. Selbst die Queen würde ihn erst 2022 überholen.
Bislang – das darf man wohl trotz des sehr strengen Gesetzes sagen, das den König vor jeder Form von „Majestätsbeleidigung“ schützt – sind die Thais mit ihrem jetzigen Monarchen nicht warm geworden. Am meisten verehrt wird immer noch Bhumibol, gefolgt von seiner Witwe Sirikit, die mit 86 Jahren gerade ins Krankenhaus musste.
Mit dem Sohn der beiden – dem einzigen neben drei Töchtern – haben es die Thais bislang nicht so. Sirikit selbst sagte einst den Satz, der ihm bis heute nachhängt: „Mein Sohn hat etwas von einem Don Juan. Frauen finden ihn interessant, und er findet Frauen noch interessanter.“ Mit 13 wurde er auf Schulen ins Ausland geschickt, zunächst nach Großbritannien, dann nach Australien.
Den Ruf als Lebemann wurde er nie los. Drei gescheiterte Ehen, zwei Töchter, fünf Söhne. Als mutmaßlicher Thronfolger gilt der Jüngste, Prinz Dipangkorn Rasmijoti, der nächste Woche 14 wird. Mit wem der König heute zusammenlebt, weiß man nicht genau. Verheiratet ist er jedenfalls nicht. Bekannt ist, dass er die vergangenen Jahre mit einer ehemaligen Stewardess verbrachte. Das Paar war oft in einer Zehn-Millionen-Villa in Tutzing am Starnberger See. Die Tutzinger bekommen vom „Thai-Kini“ nur wenig mit. Man weiß aber, dass der jüngste Sohn in der Nähe zur Schule geht und eher westlich erzogen wird.
Als das Höhlendrama um ein thailändisches Fußball-Team im letzten Sommer die Welt bewegte, schrieb er den Buben einen Brief. Auf Deutsch. „Liebe Kinder, ihr hattet sicher große Angst. Aber ich habe immer an euch gedacht. Ich bin überglücklich, dass ihr alle gesund seid.“ In Thailand löste das Erstaunen aus: Wegen der Sprache, aber auch, weil der Prinz in der Lage war, Mitgefühl auszudrücken. Ob der Vater dazu auch fähig ist?
Trotz Zensur weiß man in Thailand von verschiedenen Auftritten in Bayern, bei denen der König nur wenig Kleidung trug. Wer deshalb glaubt, dass Rama X. nicht ernst zu nehmen ist, täuscht sich. Den Willen zur Macht hat er schon zu Genüge bewiesen. Auch nach dem Ende der absoluten Monarchie kann ohne die Gunst der Thai-Könige keine Regierung überleben. Bei Audienzen müssen auch die Militär-Generäle auf die Knie.
In Bayern ist der König – mit einem Vermögen von 35 Milliarden Euro laut dem US-Magazin „Forbes“ der reichste König der Welt – viel mit dem Radl unterwegs. Und er fährt auch Ski. Im Winter carvte er auf den Pisten bei Garmisch-Partenkirchen. Manchmal soll sogar ein Pudel die Skiausflüge begleitet haben. Angeblich lebt der Thai-Monarch zuletzt zwei Jahren lang mit Frau und Sohn im Hotel „Sonnenbichl“. svs