Köln – Es wird dauern, bis die endgültige Strategie zum Wiederaufbau von Notre-Dame feststeht. Die Koordinatorin für deutsche Hilfe, Barbara Schock-Werner, plädiert für einen „Stahldachstuhl – aus Sicherheitsgründen“, sagte die ehemalige Kölner Dombaumeisterin. In Frankreich denke man aber anders darüber: „Ich weiß, dass die Architekten an der Spitze in Notre-Dame wieder einen hölzernen Dachstuhl möchten.“ Die Diskussion sei noch nicht zu Ende. Die Pariser Kathedrale war am 15. April durch ein Feuer beschädigt worden.
Auch aus Gewichtsgründen sprächen sich französische Architekten für einen Dachstuhl aus Holz aus, sagte Schock-Werner. Dachstühle aus Stahl seien viel leichter, weil sie mit weniger Material auskämen. Das könne zu Schäden im Mauerwerk führen. „Da müsste man ein zusätzliches Gewicht einführen, das auf die Mauerkonstruktion ausgerichtet ist“, sagte die Architektin und Kunsthistorikerin. Dies könne eine Betondecke sein, so, wie sie im Wiener Stephansdom nach dem Zweiten Weltkrieg eingezogen worden sei.
Wenn man sich jedoch wirklich für einen hölzernen Dachstuhl entscheide, könne man den Dachreiter oder Vierungsturm des Architekten Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc aus dem 19. Jahrhundert rekonstruieren. Er war am 15. April rasend schnell abgebrannt und eingestürzt. Bei einem stählernen Dachstuhl gehe das nicht, sagte die 71-Jährige. Da müsse man einen neuen Entwurf wählen. „Dabei muss man sehr vorsichtig sein, um nicht zu sehr dem Zeitgeschmack zu verfallen. Was jetzt ganz schick ist, davon sagen vielleicht in 20 Jahren alle: Um Gotteswillen, wie konnte man denn?“ So gelte der Dachreiter des Kölner Doms, der nach den Bomben des Zweiten Weltkriegs geschaffen worden sei, heute als „scheußlich“.
Die zeitlichen Dimensionen des Wiederaufbaus ließen sich auch einen Monat nach dem Brand noch nicht abschätzen. Möglicherweise werde erst einmal eine Zwischendecke in der Kirche eingezogen, „und notfalls kann man in fünf Jahren unter der Zwischendecke Gottesdienst feiern.“ Der französische Präsident Macron hatte gesagt, dass die Kirche in fünf Jahren wieder aufgebaut werde. Schock-Werner betonte, man müsse die französischen Experten jetzt erst einmal in Ruhe an der Schadensdokumentation arbeiten lassen. Das geschehe aber auch: „Es passiert Gott sei Dank nichts im Hauruck-Verfahren.“