Potsdam – Die Familie ist Samstagnachmittag mit den Kindern im Möbelhaus, die sechs Jahre alte Tochter nimmt den Fahrstuhl, allein. Der Vater sieht die Kleine noch, wie sie im Erdgeschoss aussteigt und zum Ausgang geht. Dann ist sie weg. 22 Stunden lang. Am frühen Abend alarmiert der Vater die Polizei. Die sucht das Mädchen mit 70 Leuten, Hubschrauber und Drohne. Am Sonntag wird das Kind weinend auf einem Gehweg gefunden. Wie sich später herausstellt, ist es verletzt, mutmaßlich sexuell missbraucht.
Was sich laut den Ermittlern am Wochenende in Potsdam abgespielt hat, klingt wie der Albtraum vieler Eltern. Noch am Sonntag wird ein 58 Jahre alter Deutscher festgenommen. „Wir ermitteln wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs an dem Kind“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Markus Nolte. Der Mann konnte „aus persönlichen Gründen“ noch nicht vernommen werden. Was damit gemeint ist, lässt Nolte offen. Es geht neben dem Missbrauchsvorwurf weiter um das Delikt Freiheitsberaubung, also um den Entführungsverdacht. Das Amtsgericht Potsdam erließ Haftbefehl.
Zu dem Verdächtigen sagen die Ermittler nicht mehr. Wie die „Märkische Allgemeine“ berichtet, wurde der Mann nur wenige Straßen entfernt von dem Ort, wo das Kind verschwunden war, festgenommen. Ein Bewohner eines Mehrfamilienhauses sei abgeführt worden, das hätten Nachbarn in Drewitz bestätigt. Das Viertel ist nicht vornehm und teuer wie andere Teile Potsdams, es ist geprägt von Plattenbauten.
Für die Suche nach dem Mädchen waren Bereitschaftspolizisten aus dem freien Wochenende gerufen worden. Sie gingen in Hauseingänge und Keller, befragten Anwohner. Dabei fiel den Polizisten das vietnamesisch-stämmige Mädchen auf dem Gehweg auf, sie erkannten es wieder. Für solche Krisenfälle gibt es besonders geschulte Ermittler. Kriminalistinnen hätten das Kind altersgerecht befragt, teilte die Polizei mit.