Sinkende Spenden: Heiliger Stuhl tief in den roten Zahlen

von Redaktion

Rom – Finanzcrash, Staatspleite, Insolvenz: Diese Begriffe geistern derzeit durch die Medien, um die angeblich verheerende Lage der vatikanischen Finanzen zu beschreiben. Das will nun ein neues Buch des italienischen Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi belegen. Demnach soll der Haushalt derart tief in den Miesen stecken, dass sogar ein Zahlungsausfall nicht mehr auszuschließen sei. Der durchaus umstrittene Autor, der bereits bei der Aufdeckung des „Vatileak-2-Skandals“ eine Schlüsselrolle spielte, wertete dazu vertrauliche Dokumente aus der vatikanischen Güterverwaltung APSA und der päpstlichen Finanzaufsicht aus.

Nuzzi skizziert ein dramatisches Bild: Anhaltende Misswirtschaft, Intransparenz, Schludrigkeit und „kreative Buchführung“ hätten die Vatikanfinanzen allen Reformbemühungen des Papstes zum Trotz an den Rand des Ruins gebracht. Die Einnahmen aus Spenden und dem „Peterspfennig“ aus den Diözesen seien signifikant eingebrochen – Quittung für die endlose Skandalkette sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und den damit einhergehenden Vertrauensverlust in die Kirche. Ein Fakt, der im Vatikan durchaus eingeräumt wird.

Parallel dazu, schreibt Nuzzi, seien die Kosten für Personal und Verwaltung außer Kontrolle geraten. Der Buchwert vieler Vermögenswerte habe nach unten korrigiert werden müssen, hinzu komme eine gravierende Lücke in der Pensionskasse der Vatikanangestellten. Trotz des von Franziskus verordneten Sparkurses werde das Defizit 2019 um 63 Millionen Euro steigen, so rechnet Nuzzi vor – ein Plus von fast 200 Prozent.

Ob diese Zahlen korrekt sind, ist freilich schwer nachprüfbar. Der von Kardinal Reinhard Marx geleitete Wirtschaftsrat bemängelte vor über einem Jahr, dass von einzelnen Kurienbehörden „fundamentale Informationen“ zurückgehalten würden. Dies Angaben wären jedoch erforderlich, „um das Defizit exakt und korrekt bestimmen“ zu können, wie es in einem internen Protokoll heißt. Die Geldflüsse des vatikanischen Staatssekretariats, in dessen Reihen wegen eines dubiosen Immobiliendeals in Milliardenhöhe ermittelt wird, seien dem Einflussbereich der Kontrolleure entzogen.

Aus dem Vatikan folgte ein energisches Dementi: „Hier gibt es keinen Kollaps und keine Insolvenz“, erklärte APSA-Präsident Bischof Nunzio Galantino. Auch die Darstellung interner Machtkämpfe wies er zurück: „Den Papst im Gegensatz zur Kurie zu inszenieren, ist ein abgenutztes Klischee.“ Für den Wirtschaftshistoriker Giulio Sapelli gibt es nur einen Grund für die prekäre Lage: „Früher wurden die päpstlichen Finanzen von den Medici gemanagt, heute leider von Finanz-Zwergen.“

INGO-MICHAEL FETH

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