Coronavirus: Mehr als 20 Millionen Chinesen abgeschottet

von Redaktion

Peking sagt zum Neujahrsfest alle größeren Veranstaltungen ab – Impfstoff frühestens in einem Jahr verfügbar

Peking – Im Kampf gegen die neue Lungenkrankheit in China stehen vor dem chinesischen Neujahrsfest rund 20 Millionen Menschen praktisch unter Quarantäne. Die Behörden haben die 11-Millionen-Metropole Wuhan, in der die meisten Fälle aufgetreten sind, gestern abgeriegelt. Weitere große Städte sind ebenfalls von starken Einschränkungen betroffen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sah am Abend keinen Grund, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite auszurufen. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt“, sagte der Vorsitzende des Notfallsausschusses, Didier Houssin. Er verwies darauf, dass es im Ausland bislang nur wenige Fälle gebe, und dass China bereits selbst weitreichende Vorkehrungen getroffen habe.

WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, China habe diejenigen Maßnahmen getroffen, die es für angemessen halte. „Wir hoffen, dass sie effektiv und von kurzer Dauer sind“, sagte er. Die WHO empfehle keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen. Das Auswärtige Amt in Berlin riet aber dazu, nicht notwendige Reisen in die betroffenen Gebiete zu verschieben. Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan werde als „moderat“ eingeschätzt.

In China gibt es bislang 644 bestätigte Fälle, berichtete die chinesische Zeitung „Global Times“. Die Zahl der Todesfälle sei von 17 auf 18 gestiegen. Ein Patient starb demnach in der nördlichen Provinz Hebei. Es sei der erste Todesfall außerhalb der Provinz Hubei, in der Wuhan liegt. Die meisten Todesopfer waren ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

In einzelnen Fällen wurde das Virus auch schon bei Patienten in anderen Ländern wie Thailand und den USA nachgewiesen. Am Donnerstag wurde der erste nachgewiesene Fall in Singapur bekannt. In Europa ist bisher kein Fall bekannt.

Die Behörden stoppten in Wuhan Flüge, Züge, Fähren, Fernbusse und den öffentlichen Nahverkehr. Die Ausfallstraßen wurden nach und nach gesperrt. Die Menschen wurden angewiesen, in der Öffentlichkeit Schutzmasken zu tragen – bei Nichteinhaltung drohen Strafen. Rasch waren Straßen, Märkte und Einkaufszentren wie leer gefegt. Etliche Besucher konnten die Stadt nicht mehr verlassen.

Die Abschottung ist eine beispiellose Maßnahme. „Das ist einmalig in der neueren Geschichte, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Auch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist nach Angaben eines Sprechers kein vergleichbarer Fall bekannt.

Mit der Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung der Viruskrankheit. In Peking wurden aus Angst vor dem Virus alle größeren Veranstaltungen und Tempelfeste anlässlich des Neujahrsfestes gestrichen. Zudem wird der Kaiserpalast in Peking von Samstag an für Besucher geschlossen. Die Entwicklung eines Impfstoffes wird nach Einschätzung der globalen Impfallianz Gavi mindestens ein Jahr dauern. Bislang gebe es keine effektive Behandlungsmöglichkeit von Infizierten. Den Menschen könne im Krankenhaus mit Atemhilfen und der Überwachung der Organfunktionen geholfen werden.

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