Berlin – Wenig überraschend, aber doch mal wieder aufsehenerregend: Eine Fach-Jury an der Freien Universität Berlin hat am Dienstag den Ausdruck „ … for future“ (deutsch: „für die Zukunft“) zum Anglizismus des Jahres 2019 gekürt. Überzeugt habe die Experten neben der kreativen Verbreitung (Omas for Future, Scientists for Future und so weiter) die zentrale Bedeutung für die Klimaschutzbewegung.
Der Ausdruck geht zurück auf das Schlagwort Fridays for Future, das 2018 von Greta Thunberg auf Twitter geprägt wurde. Der Juryvorsitzende Anatol Stefanowitsch sagte: „Dass eine schwedische Muttersprachlerin einen englischen Slogan prägt, der dann weltweit aufgegriffen und als Muster zur Namensbildung von Klimaschutzbewegungen verwendet wird, bis er schließlich im Deutschen zu einem allgemeinen Ausdruck für klimabewusstes Handeln wird, zeigt, dass die englische Sprache längst nicht mehr den traditionell englischsprachigen Ländern gehört, sondern uns allen.“
Die inzwischen 17-jährige Thunberg setzte sich erstmals im August 2018 vor den Reichstag in Stockholm, um Politiker ihres Landes zu mehr Einsatz gegen den Klimawandel zu bewegen. Sie machte das zu einer Freitagstradition. Mittlerweile protestieren Tausende in aller Welt regelmäßig für mehr Klimaschutz – besonders viele in Deutschland. Bis heute.
Thunberg wurde für ihren Einsatz gegen die Klimakrise unter anderem mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Das Magazin „Time“ kürte sie 2019 zur Person des Jahres. Sie traf zahlreiche Politiker, sprach bei der UNO und beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Und: Sie polarisierte.
Jüngst sorgte etwa der Komiker Jürgen von der Lippe für großes Aufsehen, als er sagte, die „Leute haben Greta satt“. Und weiter: „Wenn sich so ein Mädel hinstellt und die Weltmächtigen anschreit ,How dare you!’, und die dann kuschen, ist das für mich Comedy.“ Von der Lippe zitierte den Autoren Max Goldt, der einmal gesagt habe: „Wenn die Kritik an Zuständen mehr nervt als die Zustände selber, dann muss man aufpassen, und so weit sind wir gerade.“
GREGOR THOLL