Paris, London, Hamburg – Warum heißt das aktuelle Sturmtief – zumindest in Deutschland – „Sabine“? Seit 2002 können Privatleute Vornamen für Tiefs und Hochs „buchen“. 2020 tragen die Tiefs weibliche Namen – das jetzige geht auf eine Sabine Kaufmann zurück, die jedoch auf der FU-Website keine näheren Infos zu sich verlinken ließ. Der ebenfalls kursierende Sturmtiefname „Ciara“ stammt vom Met Office, dem nationalen meteorologischen Dienst des Vereinigten Königreichs. Ihm folgen zum Beispiel auch die Behörden der Niederlande und Irlands.
Doch egal, ob „Sabine“ oder „Ciara“. Beide haben gestern gezeigt, was in ihnen steckt. Ein Überblick:
. Die ersten Ausläufer des Tiefs „Sabine“ lockten Sturm-Touristen an Schleswig-Holsteins Nordseeküste. Winddicht eingepackt stemmten sich im nordfriesischen St. Peter-Ording zahlreiche Eltern mit ihren Kindern sowie Hundehalter mit ihren Vierbeinern gegen die schweren Böen.
. Wegen „Sabine“ wurden etliche Fährverbindungen zu den Nordseeinseln eingestellt.
. Das Tief sorgte auf dem Brocken für extreme Orkanböen. Bis zum frühen Sonntagabend wurden Spitzengeschwindigkeiten von 156 Kilometer pro Stunde gemessen. Laut Prognosen könnte es der Orkan auf dem Brocken-Plateau im Laufe der Nacht auf Tempo 180 bringen.
.Ein Intercity-Zug fuhr im Emsland in einen umgestürzten Baum. Nach zweistündiger Zwangspause auf offener Strecke setzte er die Fahrt fort, allerdings nur noch bis nach Rheine. In dem IC, der von Amsterdam ursprünglich nach Berlin hätte fahren sollen, saßen etwa 300 Reisende.
. Am späten Nachmittag stellte die Bahn den Fernverkehr ein. Aufgrund zunehmender Windstärken sei entschieden worden, „beginnend in NRW nach und nach alle Züge des Fernverkehrs bundesweit an größeren Bahnhöfen enden zu lassen“, hieß es. Gestrandete Reisende sollten Hotel- und Taxigutscheine erhalten. In größeren Bahnhöfen sollten zudem Übernachtungszüge bereitgestellt werden,
. Auch die Länderbahn stoppte ihren Zugverkehr in Sachsen und Nordbayern. Es seien bereits Schäden an der Infrastruktur entstanden. Deshalb werde der Verkehr im sächsischen Vogtland, in Ostsachsen und Nordbayern eingestellt. Betroffen sind die Netze der Züge Alex (Hof-Regensburg), Vogtlandbahn, Trilex, Oberpfalzbahn und Waldbahn.
. Kurz vor Einstellung des Regionalverkehrs stürzte im nordrhein-westfälischen Iserlohn ein Baum auf eine Bahn-Oberleitung und traf einen Zug. Es sei ein Lichtbogen entstanden, sagte eine Feuerwehrsprecherin. Die 15 Insassen des Zuges blieben unverletzt. Der Zug sei äußerlich unbeschädigt geblieben.
. In Paderborn ist ein 16-Jähriger durch einen herabstürzenden Ast schwer verletzt worden. Wie die Polizei berichtete, sei er mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht worden.
. Wegen umgestürzter Bäume wurde in Nordrhein-Westfalen ein Stück der A 45 gesperrt. Betroffen war der Abschnitt zwischen dem Kreuz Hagen und Hagen-Süd. Laut Autobahnpolizei drohten weitere Bäume umzustürzen.
. Weil ein 33 Meter hoher Kran wegen des Sturmtiefs umzukippen drohte, hat die Feuerwehr in Pinneberg nahe Hamburg mehrere Gebäude evakuiert. Alle anderen Optionen wie etwa der Abbau des Krans seien wegen des Wetters nicht infrage gekommen.
. In Großbritannien wurden zahlreiche Zugverbindungen und Flüge gestrichen. Queen Elizabeth II. sagte am Sonntag ihren Kirchgang im ostenglischen Sandringham aus Sicherheitsgründen für die Schaulustigen ab. In Irland kam es zu Überschwemmungen. Etwa 10 000 Haushalte hatten keinen Strom. Drei Menschen wurden verletzt, als im schottischen Perth am Samstagabend das Dach eines Pubs einstürzte.
. Auf kuriose Weise wirkte sich das Tief auf den Betrieb der Fluglinie British Airways aus. Eine Boeing 747 legte laut dem Onlineportal „Flightradar24“ die Strecke von New York (JFK) nach London (Heathrow) in vier Stunden und 56 Minuten zurück. Englischen Medien zufolge betrug die bisherige Rekordzeit (allerdings mit dem Londoner Zielflughafen Gatwick) fünf Stunden und 13 Minuten. Die durchschnittliche Dauer liegt sogar noch eine Stunde höher. Die Höchstgeschwindigkeit betrug gestern über 1200 Stundenkilometer, üblicherweise werden nur knapp über 900 erreicht. Eine Maschine der Linie Virgin Atlantic war ebenfalls ungewöhnlich schnell unterwegs. Sie benötigte nur eine Minute länger.
. Der niederländische Wetterdienst forderte Autofahrer auf, nicht mit Anhängern oder Wohnwagen zu fahren. dpa, afp