München – Das Coronavirus hat mittlerweile praktisch alle Regionen der Welt in Griff. Vielerorts wurde das öffentliche Leben am Wochenende weiter eingeschränkt, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 zu verlangsamen. In Staaten rund um den Globus wächst die Befürchtung, dass das eigene Gesundheitssystem mit einer plötzlichen Vielzahl an Schwerkranken schnell an seine Grenzen geraten könnte. Nach Angaben der US-amerikanischen Johns Hopkins University, die die von den Regierungen gemeldeten Coronavirus-Daten sammelt, lag die Zahl der weltweit Infizierten am Sonntagabend bei 330 000. Demnach sind bislang über 14 376 Menschen gestorben. Ein Überblick:
Alarm in New York
Extrem hart hat das Virus die 8,6 Millionen Menschen im „Big Apple“ getroffen, denn jeder zweite Infizierte in den USA – 15 800 von über 32 100 Kranken – lebt in der eng besiedelten Millionen-Metropole. Vor einer Woche waren es gerade einmal 800 Fälle in New York gewesen. Und Andrew Cuomo, der Gouverneur des Bundesstaates, versucht sich erst gar nicht – wie anfänglich US-Präsident Donald Trump – an Schönfärberei. Er weiß, dass man in New York schon in Kürze nicht mehr ausreichend Beatmungsgeräte, Schutzkleidung und Intensivbetten haben wird. Deshalb hat Cuomo begonnen, massiven Druck nicht nur auf die US-Bundesregierung, sondern auch auf regionale Unternehmen auszuüben.
Im „Garment District“ – dem Modeviertel der Stadt – angesiedelte Näh- und Designfirmen werden gedrängt, nun Masken herzustellen. Andere Firmen sollen die so wichtigen Geräte produzieren, die Sauerstoff in die Lungen der Schwerkranken pumpen. „Wir sind das Epizentrum der Krise geworden“, räumte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio ein. In der Metropole und dem gesamten Bundesstaat mussten alle nicht für lebenswichtig angesehenen Betriebe und Geschäfte schließen – ausgenommen sind Lebensmittel-Geschäfte und Apotheken. Schwer trifft die „Zuhause bleiben“-Anordnung des Gouverneurs zur Distanzwahrung die zehntausenden Restaurants und Bars New Yorks, die keine Gäste mehr beherbergen, sondern nur noch „to go“-Gerichte verkaufen dürfen. Viele Hotels stehen leer, und die Studenten der „New York University“ mussten bis gestern ihre Apartments auf dem Universitätsgelände räumen – denn auch diese will man zur Not zur Krankenversorgung nutzen.
Unter der Lage leiden auch die Selbstständigen in der Stadt, die vom Tourismus leben. Wie Fremdenführerin Dulcie Dee aus dem Stadtteil Queens, die sonst Busrundfahrten leitet. Nun sind alle Touren erst einmal bis 20. Mai storniert worden, und „in die Lebensmittelläden sind die Heuschrecken eingefallen“, wie Dee die Panikkäufe gegenüber dieser Zeitung bezeichnet. „Leere Regale überall“– noch nicht einmal Bohnen- oder Wurstkonserven, von Fleisch gar nicht erst zu reden. Dass es in Kürze enorme Versorgungsengpässe in New York geben wird, steht außer Frage. Und für eine rasche Entwarnung spricht wenig. Mediziner gehen davon aus, dass die Krankheitskurve im „Big Apple“ die nächsten Wochen weiter steil nach oben zeigen wird.
Entwarnung in China
China – als Ausgangsort des Virus auch das bislang mit mehr als 81 400 Fällen am stärksten betroffene Land – meldete den dritten Tag in Folge keine neuen Infizierten, die im Inland übertragen worden seien. Allerdings gibt es laut der Gesundheitskommission 41 neue „importierte“ Fälle, also aus dem Ausland zurückgekehrte Reisende. China setzte Maßnahmen in Gang, um eine zweite Ansteckungswelle durch Einreisende zu verhindern. So wurde etwa für alle, die aus dem Ausland in die Hauptstadt reisen wollten, eine Quarantäne angeordnet.
Afrika rüstet sich
In Afrika, wochenlang ein größtenteils weißer Fleck auf der Infektions-Weltkarte, sind in 42 von 54 Staaten des Kontinents Fälle von Sars-CoV-2 nachgewiesen worden. Kongo und Simbabwe meldeten am Samstag ihre ersten Corona-Toten, viele Länder schließen ihre Grenzen.
Lage in Australien
Auch Australien (1314 Infizierte, sieben Tote) steht vor weiteren Einschränkungen. Premierminister Scott Morrison forderte die Bürger am Sonntag auf, alle unnötigen Reisen im Inland zu unterlassen. Gleichzeitig kündigte er drastische Maßnahmen an, um die Menschen dazu zu bringen, Abstand zu halten. Strikte Ausgangssperren in besonders vom Virus betroffenen Gebieten wollte er nicht ausschließen. Versammlungen im Freien von mehr als 500 Menschen sind verboten, im geschlossenen Raum dürfen nicht mehr als 100 zusammenkommen.
Astronauten isoliert
Damit das Coronavirus nicht auch noch den Sprung in den Weltraum schafft, wurden die nächsten Besatzungsmitglieder für die Internationale Raumstation ISS in komplette Isolation gebracht. Der Start ist für den 9. April vom Weltraumbahnhof Baikonur vorgesehen. F. DIEDERICHS, MIT DPA, AP