Wiesbaden – Nach dem versuchten Anschlag auf die ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Köln hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Der 51 Jahre alte Deutsche steht im dringenden Verdacht, an der Hochgeschwindigkeitsstrecke bei Niedernhausen in Hessen auf rund 80 Metern die Schienenbefestigungen gelöst zu haben, wie Polizei und Generalstaatsanwaltschaft berichteten. Der Verdächtige wurde in der Nacht zum Samstag von Spezialkräften der nordrhein-westfälischen Polizei bei Köln festgenommen. Auf seine Spur führte nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ offenbar ein Bekennerschreiben, das unter anderem an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gerichtet worden sei. Darin soll die exakte Stelle des Anschlags genannt worden sein.
Laut „Spiegel“ hatte der Mann keinen Wohnsitz. Er sei erst vor einigen Monaten aus der Haftanstalt Nürnberg entlassen worden, wo er eine Strafe wegen Erpressung verbüßt habe. Auf einen Erpressungsversuch gegen die Bahn habe man aber derzeit keine Hinweise, erklärte ein Justizsprecher in Frankfurt.
Der Verdächtigte wurde am Samstag dem Haftrichter vorgeführt und in Untersuchungshaft genommen. Der Haftbefehl lautet auf versuchten Mord und gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr. Der Mann habe den Anschlag heimtückisch geplant, weil letztlich jeder Zug mit seinen arg- und wehrlosen Insassen hätte getroffen werden können, so die Anklagebehörde. Zu den Vorwürfen machte der Beschuldigte beim Hafttermin keine Angaben.
Unmittelbar vor der Theißtalbrücke bei Niedernhausen waren auf einer Strecke von etwa 80 Metern die Schienenbefestigungen gelöst worden. Die gefährliche Stelle war am Freitag von einem Lokführer bemerkt worden, nachdem sein Zug ein geändertes Fahrverhalten gezeigt hatte.
Zum Entfernen der Befestigungen sei spezielles Werkzeug nötig, das nicht jeder zu Hause habe, berichteten die Ermittler. Derartiges Werkzeug sei bei der Festnahme im Auto des Mannes entdeckt worden, schreibt der „Spiegel“. Von Mittätern war zunächst nicht die Rede.