Syrer stechen auf vier Männer ein – Motiv noch unklar

von Redaktion

Hanau – Ein Hubschrauber der Polizeifliegerstaffel aus Egelsbach kreist über der Hanauer Innenstadt. Es ist Dienstag, 22.30 Uhr. „Es sind unzählige Streifen im Einsatz, überall Blaulichter. Da ist wieder irgendwas Schlimmes passiert“, sagt ein Augenzeuge, der an der Fahrstraße die Szene beobachtet. Sofort werden düstere Erinnerungen an den 19. Februar wach, den Abend, an dem Tobias R. zehn Menschen in Hanau ermordete. „Mehrere, zum Teil schwer verletzte Menschen sind in die Notaufnahme des Klinikums gekommen“, sind die ersten gesicherten Informationen. Zunächst ist von zwei, dann von vier Opfern die Rede. Stich- und Kopfplatzwunden. Die Situation ist zunächst unübersichtlich. „Wir fahnden derzeit nach mehreren Männern“, gibt Polizeipressesprecherin Andrea Ackermann um kurz vor 2 Uhr bekannt. Die Zahl der Täter werde auf „fünf bis sieben“ geschätzt. Sie sollen „Passanten“ angegriffen und verletzt haben. „Die Täter sollen fast alle Vollbärte tragen.“

Um kurz vor 8 Uhr dann die erste positive Meldung: Den vier Verletzten im Alter zwischen 17 und 26 Jahren gehe es den Umständen entsprechend gut. Ein Opfer, das zunächst in Lebensgefahr schwebte, sei vom Team der Intensivstation am Klinikum gerettet worden. Die Opfer stammen aus Syrien, Irak und Albanien. Und noch ein rascher Erfolg: Aufmerksame Zeugen haben die Fahnder offenbar auf die richtige Spur gebracht. Zwei der mutmaßlichen Täter im Alter von 23 und 29 Jahren werden im Morgengrauen festgenommen. Die aus Syrien stammenden Männer schweigen zu den schweren Vorwürfen.

Die Hintergründe für das blutige Geschehen sind noch nicht vollständig geklärt, aber Oberstaatsanwalt Dominik Mies hat bereits einen starken Verdacht: „Wir gehen momentan davon aus, dass es sich um eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen handelt“, sagt der Pressesprecher der Anklagebehörde am Nachmittag. „Die Ermittlungen laufen weiter auf Hochtouren.“ Es werde jedoch nicht mehr nach etwaigen Mittätern gefahndet. „Wir haben zudem keine Hinweise darauf, dass es sich um wahllose Angriffe handelt.“ Der Oberstaatsanwalt berichtet weiter, dass die beiden Verdächtigen am heutigen Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden sollen. THORSTEN BECKER

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